08. 07. 2018 - Tage der Deutschsprachigen Literatur - Hans Bäck

Verspätungen – nicht nur bei den Ferienflügen!

Es hat gedauert, ich gebe zu, aber niemand hat sich beschwert, dass meine „Raunzereien“ schon länger nicht aktualisiert wurden.

Aber da war einiges, das vordringlich war, keinen Aufschub duldete usw. Ausreden gibt es immer und an die ca. 3521 davon sind durchaus plausibel.

Also: Ich wollte absitzen lassen und über die heurigen Tage der Deutschsprachigen Literatur – kurz und bekannt als Bachmannpreis Lesungen nachdenken und nachschreiben.

Gut denn. Sie haben wieder stattgefunden. Die Tage der Deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.

Was sich Jahr für Jahr wiederholt und in den Beilagentexten der/des Veranstalters immer wieder aufscheint, ist die endlose Klage über die hinterwäldlerische, extrem rechtslastige Situation in Kärnten. Stimmt schon, ist auch so, aber es wird langweilig, jedes Jahr aufs Neue die Klagelieder der ansässigen, zugewanderten und vor allem der zugereisten Dichter, Schreiber, Autoren, Journalisten usw. zu lesen. Lasst euch einmal was anderes einfallen! Die Argumente sind schon längst abgedroschen und Kärnten ist noch immer Kärnten! Leider, aber so ist es.

Weiter, weil ich schon von langweilig schreibe:

Es war heuer langweilig, die jeweiligen Texte zu verfolgen.

Kein Pfeffer, keine Aufreger, keine herausragenden Texte, wo man als Leser und/oder Zuhörer bei den 3SAT Übertragungen aufspringt und „Hurra“ oder „Super“ oder sonst eine Begeisterungsäußerung von sich gibt. Also wirklich, so langweilig war es schon lange nicht mehr, wenn nicht gar: so arg war es noch nie. Ein Pornotext einer Zahnärztin – nein, auch kein Aufreger. Langweilig, allein schon durch die ständigen Wiederholungen des Geschehens, der eingesetzten Körperteile. Nein, ein schwacher Porno und von Literatur keine Spur. Es muss was dran sein, wenn so ein Text von einem Juror/einer Jurorin ausgewählt und die Autorin eingeladen wird. Will man bzw. frau damit unter Beweis stellen, dass man besonders progressiv sei? Auch dieser Versuch ist misslungen, liebe Nora Gomringer und wenn die Fr. Dr. med. Corinna T. Sievers zu Hause geblieben wäre – es wäre sicher keine Lücke im Programm gewesen. Doch das gilt für eine Reihe anderer auch, also, lassen wir die Dame in Ruhe. Sie hat eh nix g’rissen wie man auf gut wienerisch sagen müsste.

Autoren, Texte und die Juroren – schade um manche Sendezeit und auch schade um das doch ansehnliche Preisgeld von insgesamt mehr als € 60 000!

Man sollte wirklich einmal den Mut haben und seitens der Jury oder der Veranstalter sagen „Sorry, diesmal gibt es keinen Bachmannpreis, die anderen Preise werden wie immer vergeben, nur 25 000,- Euro ist keiner der Texte wert.“

Sicher die Jury wird das nicht sagen, denn die Juroren haben ja die Autoren eingeladen/vorgeschlagen, aber das zeigt doch auch, wie wenig Interesse an wirklich guter Literatur, an spannenden neuen Texten bei den Juroren besteht. “Man“ bleibt halt gerne bei dem was man kennt und erspart sich die Mühe des Auswählens.

Schade, aber der Bachmannpreis hat schon einige solcher Perioden überstanden und lebt trotzdem weiter.

2019 wird es die 42. Tage der deutschsprachigen Literatur geben. Ich hoffe auf spannende neue Texte und vielleicht eine ordentliche und umfangreiche Erneuerung der Jury – im Sinne der Literatur wäre das nur gut und notwendig!

Was würde ich von einer Jury in Klagenfurt erwarten?

Kein mühevolles Zusammenfassen der Handlung eines Textes, kein gewaltsames Erläutern was der Autor/die Autorin gemeint haben könnte.

Nach jeder Lesung sollte der vorschlagende Juror zuerst einmal begründen, wie er/sie zu diesem Text kam, warum gerade der ausgewählt wurde, was nach der Meinung des Jurors den Ausschlag gab, diesen Autor einzuladen.

Danach kann und soll die Jury diskutieren, über dien Argumente des Jurykollegen und dann in weiterer Folge über den Text. Da könnte ich mir vorstellen, dass es wieder spannend und gegensätzlich wird.

Einen Versuch wäre das wert!

 

Eine weitere Ursache meiner Verspätung war ganz einfach: Literatur.

Ich habe

  1. an einem Workshop des Literaturkollegiums Brandenburg teilgenommen. Wunderschön, weit im Osten, in der Nähe von Frankfurt/Oder einsam aber anregend zum Arbeiten. Und ja es ging was weiter, so dass ich
  2. endlich mein Manuskript fertigstellen konnte. Es hat mich schon lange „gezwickt“ und geplagt, aber nun ist es soweit fertig, dass ich meine bewährten Testleserinnen und Testleser damit beschäftigen kann. Ich bin schon neugierig auf die Rückmeldungen, denn dann geht es an das Finish! Und das wird auch nochmals spannend.
  3. Gab es noch eine „Postarbeit“. Meine liebe geschätzte Co-Autorin und Kabarettpartnerin Andrea Lammer hat ihre Drohung wahr gemacht und zu unserer Broschüre „Miteinander, nebeneinander, durcheinander“ eine Fortsetzung begonnen und fertig gestellt. Was blieb mir übrig, als mich hinzusetzen und meinen Senf dazuzugeben. Denn sonst würde ja was fehlen – oder? Ich kann alle Freunde nur vorwarnen: „Frau agiert, Mann reagiert“ ist im Anrollen. Buch und Programm folgen im Herbst. Wir werden rechtzeitig darauf hinweisen. Die Texte haben wieder Pfeffer und Salz, wie man so schön sagt!

Das waren einige meiner insgesamt 3521 Gründe, warum es zu keiner Nachlese, keinen Raunzereien und Ähnlichem gekommen ist.

Danke dafür, wenn Ihr das nun lest, danke an Reinhard Mermi, der dies wie immer in seinen Blog aufnimmt und auch an Sepp Grassmugg, der dies auch in der HP des Europa-Literaturkreises veröffentlicht.

Eine weitere Äußerung von mir folgt noch, doch die hat ein ganz anderes Thema und befasst sich mit weitaus Wichtigerem. In Kürze dazu mehr!

Für heute danke ich allen Lesern und wünsche einen schönen Sommer, voll mit guten Büchern, denn wenn nicht im Sommer, wann soll man sonst lesen?

Hans Bäck




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