Zwei Bücher über die Zeit nach dem ersten Weltkrieg – zwei Welten, die sich auftun

von F. Scott Fitzgeralds, Bettina Balàkas
Rezension von Karl Forcher

Den ersten Roman schrieb ein Mann, den zweiten eine Frau. Der eine Roman ist zeitgenössisch, der andere wurde im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends verfasst.

Einmal ist der Schauplatz Amerika, dann Wien.

Der Amerikaner will sich seine große Liebe nach dem Krieg weiterträumen, der Wiener kehrt zurück zu Frau, Kind und Beruf.

Der amerikanische Roman wurde mehrfach verfilmt, u. a. mit Robert Redford und Leonardo di Caprio in der Titelrolle. Den österreichischen gibt es derzeit nur im Kopfkino.

 

Zweimal aber: große Literatur auf 190 bzw. 380 Seiten: F. Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ und Bettina Balàkas „Eisflüstern“.

 

Jay Gatsby, nach dem Krieg auf verschlungenen Wegen zu Reichtum gekommen, setzt alles dafür ein, um Daisy Buchanan, seine große Liebe vor dem Gang an die europäische Front und mittlerweile verheiratet, wieder zu gewinnen. Er scheitert letztlich auf allen Linien, da sein Traum der Realität nicht standhalten kann. Sein idealistisches Bild der großen Liebe ist ebenso falsch wie seine angenommene Identität, daher scheitert er tragisch in doppelter Weise an seinem Rivalen Tom Buchanan.

 

Balthasar Beck kehrt nach Jahren der russischen Kriegsgefangenschaft zurück ins heimatliche Wien, zurück zu seiner Frau Marianne und seiner Tochter Aimée. Zurück auch zu seiner Arbeit als Beamter der Kriminalpolizei.  Marianne hatte auf ihn gewartet und doch auch einen geheimnisvollen Verehrer. Seine Tochter, gezeugt während eines Fronturlaubs, kennt ihn nicht. Bei der Polizei erwartet ihn neben seinem Vorgesetzten, einst Rivale um Marianne, ein junger eifersüchtiger Kollege. Und eine Mordserie, Offiziere eines  russischen Gefangenenlagers treffend, die einst einen Fluchtversuch verrieten. Nur einer dieser Offiziere ist noch am Leben – Balthasar Beck!

 

Zwei Romanfiguren – hier ein Träumer, der seine große Liebe nicht vergessen konnte, da ein Realist, der sich jeden Traum verbot, das Bild seiner Frau vergrub, um überleben zu können.

 

Zweimal große Literatur, so mein Urteil. Bilden Sie sich Ihr eigenes!




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