Abendland

von Michael Köhlmeier
Rezension von Karl Forcher

Die dem Corona-Virus zu verdankende freie Zeit ermutigte mich, wieder einmal einen „Wälzer“ aus dem Bücherregal zu bergen. Meine Wahl fiel auf „Abendland“ von Michael Köhlmeier. Ich hatte das Buch 2015 auf einem Flohmarkt am Bahnhof Wien-Floridsdorf gefunden.

Der Roman mäandert durch das 20. Jahrhundert, Carl Jacob Candoris, von Köhlmeier mit Cs in Vor- und Familiennamen geadelt, durchlebt fast das gesamte, stirbt 2001. Die zweite große Hauptperson ist dessen Patenkind und Biograf Sebastian Lukasser, der Ich-Erzähler dieses Jahrhundert-Kosmos, in dem Köhlmeier geschickt die Wege seiner Figuren mit denen realer verknüpft und verwebt. So begleitet der junge Student Carl Candoris die Mathematikerin Emmy Noether nach Moskau, trifft sie kurz vor ihrem Tod 1934 nochmals in den USA.

Wie ein breiter Strom mäandert der Roman durch die Zeiten vor und zurück, blickt in die Leben von Carl und Sebastian, wendet sich Georg, Sebastians Vater, einem Gitarrengott, der mit den größten des Jazz spielt und doch nie sein Glück findet, zu, und viele andere Seitenarme öffnen den Blick auf ein Erleben, ein Leben, ein Schicksal.

Wenn es Ihre Zeit erlaubt, lassen Sie sich von diesem lateinamerikanischen Vorarlberger verführen ins Abendland des 20. Jahrhunderts.




Zurück zur Übersicht