11. 07. 2011 - Sommernachlese

Nachlese Mai – Juni 2011

Inhalt dieser Nachlese:

  1. Edi Ferstl 1931 – 2011
  2. Auffälliges in Presse und Rundfunk seit der letzten Nachlese
  3. Bachmannpreis 2011
  4. Gedenktage, Jubiläen
  5. Buchempfehlungen
  6. Reibeisen Nr. 29 (2012) 

 

1) Edi Ferstl

Leider muss ich diesmal die Nachlese mit einem Nachruf beginnen. Anfang Juni verstarb unser Freund und Ehrenobmann des Europa Literaturkreises Kapfenberg Eduard Ferstl von allen nur Edi genannt. Edi hat gemeinsam mit mir und Willi Kandlbauer im Jahre 1982 den Literaturkreis Kapfenberg ins Leben gerufen, nach meinem zeitweiligen beruflich bedingten Rückzug führte er den Literaturkreis, sorgte für die laufende Erweiterung des „Reibeisen“ und dessen Mutation zu einem geachteten Literaturmagazin, stellte die Finanzierung unserer Aufgaben sicher und schrieb immer wieder hervorragende Texte. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, seinen fertig gestellten Roman auch als Buch zu erleben. Wir werden in geeigneter Form dafür sorgen.

Anstelle einer Aufzählung der vielen Stationen seines Lebens, wird hier ein Abschiedsbrief unserer lieben Gerti Kornberger abgedruckt. In ihm steht alles, was wir mit Edi gemeinsam hatten, er an uns und vor allem wir an ihm hatten.

Auch wenn Menschen im Laufe der Zeit irgendwann einmal vergessen werden, an Edi wird uns vieles immer wieder erinnern – auch seine Texte. Wir werden ihm zu Ehren im Herbst eine Gedenkveranstaltung mit seinen Texten durchführen, die Einladung dazu ergeht rechtzeitig.

Doch nun lasse ich gerne Gerti Kornberger zu Wort kommen:

 

„Für Eduard J. Ferstl-Hochegg – den „Edi“

N a c h r u f

       Als weitaus Älteste in unserem Europa-Literaturkreis Kapfenberg will ich Dir, lieber Edi, heute ein paar Worte sagen, die ich Dir schon lange sagen wollte.

       Mehr als zwei Jahrzehnte saßen wir dienstags Seite an Seite im Clubraum. Du warst bei Gott kein Leiser, wenn es um Streitfragen ging, hast Deine Sicht mit Deiner Dir eigenen Kraft durchgekämpft, auch wenn manche Deiner Meinungen heterodox schienen. Mit Vielem warst Du im Recht. Wir haben Hühnchen und Hähnchen gerupft – Du etwas lauter als ich manchmal ertragen konnte – ich dann eine Spur leiser mit etwas (abschwächendem) Humor.

       Du warst und bliebst immer Du selbst, Du hast an Deine Mission als Obmann immer geglaubt, in großer Aufrichtigkeit. Deine Ecken und Kanten waren ein Teil von Dir. Dass ich diese nicht immer leicht genommen habe, bitte ich Dich mir zu verzeihen.

       Du, lieber Edi, hast mir Deinen Roman, Deine zum Großteil sicher persönliche Geschichte zur Korrektur anvertraut. Nächte hindurch saß ich interessiert an den  Geschehnissen daran und ich weiß – als Zeitzeugin von damals – dass alles der Wahrheit entsprach.

       Es tut mir weh, dass die Öffentlichkeit nichts davon lesen wird können, weil es kein Verlag in die Hände bekam.

 

       Lieber Edi, jetzt bist Du in ein stilles, anderes Leben gegangen, in ein Leben ohne Schmerzen. Ein besseres Leben, als uns allen hier noch bevorsteht. Deine Stimme aber werde ich noch lange laut in meinem Herzen hören und das schalkhafte Lachen in Deinen Augen sehen, wenn Du mich als „Eisenbahnermensch“ (damals in der Grazer Burg-Lesung) oder, wie so oft als Moderator, galant als „Grande Dame“ betitelt hast.

 

       Schlaf wohl, Edi.

      Gerti Kornberger

 

Deiner guten Ehefrau Anni und

euren Kindern und Angehörigen

mein tiefes Mitgefühl.

Bruck/Mur, am 30.Juni 2011

 

 

2) Auffälliges in Presse Rundfunk, Politik, Kultur und Wirtschaft

Das neue Schlagwort in der Managementtheorie: Das postheroische Management ist nunmehr gefragt! Das sind jene Manager, die nicht mit dem V-Zeichen voranstürmen, sondern die Mitarbeiter ins Herz schließen – so ein Blödsinn und darüber lassen sich Bücher schreiben und Beiträge im ORF gestalten! Und was besonders ärgerlich ist, damit verdienen Menschen auch noch Geld, indem sie diese Ideen gutgläubigen Unternehmen als Hilfe zur Problemlösung verkaufen! Als ehemaliger Angehöriger der Branche der Managementberater schäme ich mich für meine Nachfolger!

 

Was wäre der Autor mit seinem Text, wenn es nicht den/die Leser gäbe! Wir könnten ja Megabytes in unseren PC verplempern, wenn es uns nicht gelingt, dafür auch Leser zu finden. Wenn oft davon gesprochen wird, dass die Literatur die Welt verändere, oder zumindest Veränderungen auslöse, in Gang setze – wenn es den Leser nicht gäbe, der liest, sich dahinter klemmt, die Gedanken des Schriftstellers aufnimmt, sie weiter trägt, dann wäre es um die Macht des Wortes schlecht bestellt. Es bliebe wirkungslos, würde weitgehend im Elfenbeinturm des Dichterlebens vermodern, verschimmeln und vergessen werden. Damit versuche ich ein wenig auf die Frage einzugehen, ob wir eigentlich an die Leser denken, wenn wir schreiben – natürlich sollten wir an sie denken! Denn sie sind ja diejenigen, die unsere Gedanken verbreiten (wenn sie es wert sind, verbreitet zu werden). Und da fällt mir noch etwas ein, das in diesem Zusammenhang auch immer wieder strapaziert wird: Die besten Geschichten schreibe angeblich das Leben – Nun Barbara Frischmuth, die große steirische Dichterin aus dem Salzkammergut, sagte in einem der vielen Interviews die sie zu ihrem 70. Geburtstag dieser Tage gab; „Ich habe das Leben noch nie schreiben gesehen!“ Herrlich liebe Frau Frischmuth! In dieser Reduktion und Prägnanz kann nur eine Dichterin ausdrücken was notwendig ist und damit blöde Sprüche ad absurdum führten. Liebe Empfänger dieser Nachlesen! Haben Sie schon jemals das Leben am Schreibtisch gesehen und über eine Textpassage brüten? Wie gesagt, solche Klarstellungen können nur echten Dichtern einfallen.

 

Kürzungen überall! Landes- und bundesweit heulen die Institutionen auf, weil aus Budgetzwängen die Zuwendungen gekürzt werden. Dass es soziale Institutionen trifft, ist verabscheuenswürdig, bei den kulturellen ist es ärgerlich. Wir wissen ja zumindest seit der Bibel, dass der Mensch nicht allein vom Brote lebt, sondern einiges dazu braucht. Und da gehört halt die Kultur auch dazu. Wenn ich daran denke, wie in meiner frühesten Jugend, so in den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, in der Zeit des Wiederaufbaues nach der unendlichen Zerstörung (wobei diese sich nicht nur auf materielle Einrichtungen bezog), neben allen Ausgaben für die Infrastruktur, für den Wohnbau, für die Fabriksanlagen auch Zeit und Geld investiert wurde, nicht nur um die zerstörten Opern- und Schauspielhäuser wieder aufzubauen, sondern auch um Neues zu schaffen. Wie in den abgelegenen Gemeinden Kultur plötzlich einen Stellenwert erhielt, Büchereien eröffnet wurden - die Landeshauptstadt Klagenfurt mit knapp 100 000 Einwohnern, Austragungsort der Lesungen zum Bachmannpreis hat 66 Jahre nach Kriegsende noch immer keine öffentliche Bücherei, Kapfenberg mit nicht einmal 25 000 Einwohnern hat zwei -  Musikschulen wurden gegründet, kleine aber bedeutende Festivals begannen, Zeitschriften entstanden usw. so war das schon eine gewaltige Leistung. Allein wenn ich an Kapfenberg denke, da gab es Barackensiedlungen, da mussten tausende Menschen mit Wohnungen versorgt werden, die Wasserversorgung, die Abfallentsorgung gebaut werden, waren die von Bomben und Besatzern zerstörten Fabriksanlagen, Gebäude usw. zu errichten. Und es gab damals verantwortliche Kulturpolitiker, die sich durchsetzten und alles andere auch ermöglichten. Es ist schade, aber Edi und ich wollten noch im Vorjahr eine Veranstaltung zu diesem Thema durchführen, aber seine Krankheit und nun sein Tod verhinderte dies. Wie vergleichsweise armselig verhalten sich da die heutigen Politiker, die einfach mit dem Rasenmäher über die Budgetansätze drüber fahren und kürzen. Es werden keine langfristigen Überlegungen angestellt, „man“ (natürlich auch „frau“, wenn es sich um Politikerinnen  handelt) ist froh, wenn dann irgendwo eine kulturelle Einrichtung eingeht, nicht weiter geführt werden muss. Dann werden noch großartige Reden und Artikel des Bedauerns verfasst, aber insgeheim ist „man und frau“ froh, dass wieder ein Ausgabeposten weniger wurde. Und wo bleibt das Bedauern, dass wieder die Vielfalt weniger wurde? Den Mut jener Menschen, die in den Zeiten nach dem 2. Weltkrieg nicht nur den Wiederaufbau der Gebäude, sondern auch jenen der Herzen, Seelen und Hirne vor Augen hatten, den müsste man den heute Agierenden wünschen!

 

Da gibt es in unserer Nachbarstadt Bruck/Mur einen Freund, der aus unserem Kapfenberger Literaturkreis stammte und nach einigen Jahren meinte, dass was wir Kapfenberger mit unserem „Reibeisen“ können, dass müsste auch in seiner Heimatstadt Bruck möglich sein. Mit viel Mühe und persönlichen Einsatz (auch finanzieller Art) machte Rupert Kerschenbauer den „Brucker Literatur-Turm“ möglich. Unser Freund Rupert wurde inzwischen 85, ist schwer sehbehindert und wollte den „Literatur-Turm“ seiner Stadtgemeinde anvertrauen zur Weiterführung. Leider – kein Geld! Und wieder ist eine zwar kleine, aber doch auch gehaltvolle Stimme der Literatur außerhalb der Landeshauptstadt verstummt. Und wenn der „Literatur-Turm“ pro Ausgabe € 3500,- gekostet hat (nein, da fehlt keine Null, es sind wirklich nur € 3500,- p. a.), sollte es für eine Stadtverwaltung doch auch eine Aufgabe sein, so etwas zu erhalten. Möchte man meinen.

 

Chancengleichheit bedeutet keinesfalls identische Ergebnisse, sondern das Gegenteil: Wenn ein Hochbegabter und ein weniger Begabter die gleichen Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erheblichen Unterschieden führen, außer man erzwingt die Einheitlichkeit der Ergebnisse, dann sind alle gleich arm, gleich schlecht und diejenigen, die für diese Art der Gleichheit sorgen, können sich über alle anderen erheben. Das ist das Bild des Schweinekommunismus von George Orwell in der Farm der Tiere!

Darüber sollten unsere Bildungspolitiker auch einmal nachdenken!

 

Es ist schon eigenartig und grenzt fast an ein Trauerspiel, wenn der Ministerpräsident eines der neuen Mitgliedsstaaten (Donald Tusk aus Polen) anlässlich seiner Rede zur Übernahme der polnischen EU-Präsidentschaft den nationalstaatlichen A....löchern ins Gewissen reden musste und sie daran erinnerte, was europäisch eigentlich bedeutet oder vielmehr bedeuten sollte. Aber die Regierungschefs von Kopenhagen über Berlin, Paris, London, Rom und natürlich auch Wien legten die Ohren an und stellten sich taub. Wo bleiben die Europäer wirklich?

 

3) Bachmannpreis

Am 6. Juli beginnt wieder das Wettlesen am Wörthersee – stimmt natürlich nicht, denn der Neue Platz mit dem Lindwurm ist näher am Geschehen als der Wörthersee. Aber was solls, Klagenfurt am Wörthersee klingt doch attraktiver als meinetwegen Klagenfurt am Lendkanal. Ist ja egal. Jedenfalls der Start war am 6. Juli mit der Rede zur Literatur gehalten von Urs Widmer und von Donnerstag bis Samstag folgten die Lesungen und Diskussionen der Jury, am Sonntag wurde dann öffentlich und transparent der Preis vergeben. Es ist immer wieder spannend – auch im TV – mitzuerleben, wie die Ermittlung des Preisträgers vor sich geht. Eines kann man dem Bachmannpreis und den Verantwortlichen jedenfalls nicht vorwerfen: Die Preisvergabe sei intransparent. Da würde man sich manche Entscheidung über Vergaben von Förderungen oder Preisen bei anderen Institutionen in ähnlicher Form und so nachvollziehbar wünschen. Erstmalig seit vielen Jahren bin ich heuer nicht persönlich anwesend in Klagenfurt, aber ich werde das Service des Kultursenders 3 sat in Anspruch nehmen und die Übertragungen verfolgen. Bitte, wo gibt es denn das sonst noch, dass eine öffentlich-rechtliche TV-Anstalt fast 20 Stunden Lesungen aus noch unveröffentlichten Büchern live überträgt. Jahrmarkt der Eitelkeiten, Castingshow der Literatur, Jahrmarktsauftritt und mit welchen Attributen die Veranstaltung schon alles versehen wurde! Es ist trotzdem spannend und das Dabeisein ist ein eigenes Erlebnis. Unsere Kollegin Johanna König, Geschäftsführerin der IG Autoren in Kärnten flüchtet zwar jedes Jahr während des Bachmannpreises aus Klagenfurt, die Verlage reißen sich die Veranstaltung immer mehr unter den Nagel (Marketing ist eben alles), aber heuer wurde das Wettlesen bewusst um eine Woche nach hinten verlegt um mit dem Klagenfurter Ironman nicht zu kollidieren und die anreisenden Literaten, Verleger und Journalisten unterbringen zu können.

So, nun wissen wir ja auch, wer diesmal den Preis erhielt: Maja Haderlap, eine Kärntner Slowenin erhielt verdientermaßen die Auszeichnung. Ich habe fast alle Lesungen im TV verfolgt, und als Frau Haderlap ihre Lesung beendet hatte, war mir klar, das ist die Preisträgerin 2011.

Herzliche Gratulation!

Etwas macht mich ein wenig stutzig: Der Text wurde 8. Juli 2011 gelesen und am 10. Juli der Preis vergeben und das Buch erscheint bereits am 11. Juli! Da sollten sich die Veranstalter in Klagenfurt etwas einfallen lassen, denn es ist klar, dass dieser Text vom Verlagslektorat bis auf den allerletzten Beistrich bearbeitet und die Textpassage seht gezielt ausgewählt wurde.

Doch nochmals, das sind organisatorische Einwände und haben nix mit der Preiswürdigkeit des Textes zu tun,

Vielleicht finden wir einen Sponsor und können die Preisträgerin nach Kapfenberg einladen, denn die öffentlichen Hände sind ja leider leer – siehe weiter oben!

Dann gab es noch den KELAG Preis, der an den jungen Autor Steffen Popp ging. Und die KELAG ist ja an den Kapfenberger Stadtwerken mit 49% beteiligt, da müsste es doch möglich sein, den Autor auf seiner KELAG Lesereise auch nach Kapfenberg zu bringen!

 

4) Gedenktage und Jubiläen

Da gibt es diesmal ja Einiges:

Ernest Hemingway, da verwende ich gerne den Beitrag unseres Freundes Reinhard Lackinger aus Salvador Bahia in Brasilien! Bitte freut euch an der „Spitzen Feder“ von Reinhard!

Unlängst und zum 50. Todestag Hemingways hieß es in alpenländischen Zeitungen, der amerikanische Prosaautor und Begründer des Eisbergmodells passe nicht mehr ins einundzwanzigste Jahrhundert.

Natürlich nicht! Schriftsteller, die nach wie vor menschlichen Schwächen und Tapferkeit, sowie einem Augenblick der Wahrheit nachstellen, haben in unserem Zeitalter nichts mehr verloren!

Literatur brauche keine Wirklichkeit mehr, die aus sozialem Kleinkram besteht, heißt es in den Reihen der heutigen Literaten. Jeder Text schüfe seine eigene Wirklichkeit, behaupten sie. Eine Schriftstellerin, die beteuert, ihre Texte mit Herzblut geschrieben zu haben, wird sofort als enfant terribledes Literaturkreises abgestempelt.

Wahrlich, in einem Land, das seit vielen Jahrzehnten keinen blutigen Konflikt mitmachte, hat einer, der freiwillig in den Krieg zog, nichts verloren... und in unserem vegetarischen Zeitalter will unsereiner von Jägern und Fischern nichts mehr wissen und jetzt, nachdem

Katalunien die Stierkämpfe verboten hat, sind Romane wie Fiesta ohnehin passé!

Irgendwie erinnert mich dieser Abschuss Ernest Hemingways an das Verschwinden der Karl-May-Bücher aus den Regalen der Städtischen Bücherei Kapfenbergs in den 50er Jahren. Damals ging es um einen weißen Jäger, der sich in einen schönen und jungen Apachenhäuptling verliebte.

Ich denke, die Abfuhr, die Hemingway anlässlich seines 50.Todestages in unserem niedlich-kleinen Alpenland einstecken musste, wird ihm wohl nichts anhaben können!“

Salvador, 5. Juli 2011 Reinhard Lackinger

 

Barbara Frischmuthwurde 70. Die große steirische Dichterin aus Alt Aussee (dort, wo die Dichter wirklich wie die Schwammerl wachsen) bezog wieder einmal pointiert und gehaltvoll zur Situation der zeitgenössischen Literatur Stellung. Es ist schon spannend die Entwicklung einer Dichterin anhand ihrer Bücher zu verfolgen. Beginnend mit der „Klosterschule“ im Jahre 1968, bis herauf zu den letzten Werke in den vergangenen Jahren. Ich kann’s mir nicht verkneifen, aber ich muss in diesem Zusammenhang leider einen unserer Freunde und Kollegen im ELKK auf diese Dichterin hinweisen. 2008 erschien der Reiseroman „Vergiss Ägypten“ ich meine, so kann, nein soll man Reiseromane schreiben. Das all jenen ins literarische Stammbuch, die sich in diesem Genre tummeln. Von den Besten kann man immer nur lernen – übertreffen kann man sie nie, also lieber Reiseschriftsteller unter uns: Lies die Frischmuth! Mein Gott, was habe ich bei den Büchern dieser Autorin an Vergnügen gehabt! Auch ihre vielleicht belächelten Garten und Blumen Bücher! Auch darüber muss man so gekonnt schreiben können. Die Kunst der kleinen Form.

„Denken was nicht sein darf und was nicht ist, erfinden“ „Es war einmal, es war keinmal“ und „keiner weiß, was wirklich ist“ allein wegen dieser Sätze lohnt es sich Frischmuth zu lesen oder vielmehr wieder zu lesen. Und wie sie in einem der Interviews zu ihrem Geburtstag sagte, sie hat noch so vieles zu schreiben! Ich freue mich darauf, wieder Neues von ihr zu lesen.

 

Es steht uns ja heuer noch einiges an Gedenktagen bevor:

Heinrich von Kleist, starb vor 200 Jahren

Hilde Spiel wurde vor 100 Jahren geboren

Hermann Broch wurde vor 125 Jahren geboren und starb vor 60,

um nur einige zu nennen. Seien Sie unbesorgt, verehrte Nachleser, ich werde mich auch diesen Schriftstellern widmen!

 

5) Buchempfehlung

Da wäre von Barbara Frischmuth ein Bändchen aus dem Jahre 2001, das ich wieder und mit Vergnügen gelesen habe: „Die Entschlüsselung“ ein ungewöhnliches Puzzles, das im Stande ist, dem Leser den Kopf zu verdrehen. Ein ausgestopfter Dachs, in dessen Bauch Zettel verborgen sind, die das Interesse unterschiedlichste Menschen wecken – fast ein Krimi tut sich auf, als es gelingt, die Schrift zu entziffern. Schnittstellen zwischen Orient und Europa tun sich auf, und plötzlich ist jeder geschilderte Ort mystisch und die Geschichte wird immer mysteriöser.

Dringende Leseempfehlung!

 

Weiters das neue Buch der Bachmannpreisträgerin Maja Haderlapp „Engel des Vergessens“ ist schon auf Grund des Textausschnittes den die Autorin in Klagenfurt las, empfehlenswert. Was macht diesen Text so spannend, so herausragend? Da ist nix von Experiment, keine Innovation, keine postmoderne Spurensuche, kein Herantasten an eine neue Strömung in der modernen Literatur, der Text ist ganz einfach gut gemacht und hat ein spannendes und wichtiges Thema zum Inhalt. Die Qualität dieses Textes wird sich daran zeigen, dass man ihn in zehn oder fünfzehn Jahren noch immer lesen kann!

 

Und dann noch Jean Ziegler „Der Hass auf den Westen“ Ziegler, heuer vorgesehen als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele, ausgeladen und seit vielen Jahren ein unermüdlicher Kämpfer gegen Unrecht und vor allem Hunger auf der Welt. In diesem Band nimmt er in seiner pointierten Weise zum immer mehr eskalierenden Konflikt zwischen Süden und Westen Stellung. Er ergründet die Motive und Wurzeln dieses Hasses und sucht nach Lösungen. Gerade jetzt, nach der überstandenen – ist sie das wirklich schon – Finanzkrise besonders lesenswert. Auch für „Nurliteraten“ die mit den Problemen der Welt nix am Hut haben (wollen)!

 

6) Reibeisen Nr. 29 (2012)

Die Einsendungen sind zeitgerecht eingelangt, die Redaktion arbeitet daran, die Kopien für die Jury zu erstellen, die Texte an die Juroren weiter zuleiten, kurz die Vorbereitungen für ein neues „Reibeisen“ laufen auf Hochtouren.

In einer Klausur im August werden wir uns auch mit der Zukunft und künftigen Gestaltung des „Reibeisens“ beschäftigen und auch inhaltliche Überlegungen anstellen. Wer von den Lesern dieser Nachlese Ideen und Anregungen hat, ist herzlich eingeladen, diese als Antwort an mich zu senden und ich werde diese bei der Klausur gerne einbringen.

 

Achtung: Autorensuche!

Fr. Prof. Nagelschmidt (Leipzig) wollte eigentlich im Rahmen unserer Reihe „Ermordete Dichter“ über Federico Lorca schreiben, aus beruflicher Überlastung kommt sie leider nicht mehr zeitgerecht dazu. Wer von unseren Lesern Interesse hat, über diesen Dichter zu schreiben, ist herzlich eingeladen, mir bis Ende August 2011 ein Manuskript zukommen zu lassen (ca. 10 A4 Seiten)!

 

Schlussbemerkungen:Wie immer, liebe „Nachlesen-Leser“ Das sind keine offiziellen Aussendungen des Europa Literaturkreises Kapfenberg, sondern meine persönlichen Ansichten und Meinungen.

Und weiters: wer diese Nachlesen nicht mehr bekommen will, eine kurze Antwortmail und schon ist die Streichung aus der Liste erfolgt.

Die nächste Nachlese wird irgendwann Ende August erscheinen, rechtzeitig vor den Kleisttagen in Frankfurt/Oder und mit einer Vorschau auf das zu erwartende Geschehen dort am Rande Deutschlands

Inzwischen verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und den Wünschen für einen erholsamen Sommer

Eurer Hans Bäck 

 




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