Aunsichdssoche
von Christine TippelreiterRezension von Josef Graßmugg
Noch immer ist es eine weit verbreitete Pauschalmeinung, dass ein im Dialekt geschriebenes Gedicht „alte Literatur“ und ein ohne Interpunktion geschriebenes Gedicht „moderne Literatur“ ist.
Dass das Verlassen alter Strukturen und Denkweisen immer wieder zu neuen Erkenntnissen führt beschreibt Christine Tippelreiter sehr kompakt in ihrem Gedicht „za wos“. Themen, die das Leben präg(t)en, lässt die Autorin in den Gedichten „in“ oder. „weus da Brauch is“ Revue passieren. Mit klaren Worten gelingt es ihr, den Wahrheitsgehalt von Sprichwörtern zu dokumentieren. „Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann.“ Diese These bestätigt bezeichnender Weise „va da Kunst“. Der Kontrast zwischen Stadt- und Landleben wird mehrmals beleuchtet. Aber auch wenn ein Gedicht „bei uns am Laund“ heißt, lässt es sich eins zu eins in die Stadt umlegen. Vorurteile sind bekanntlich grenzenlos…
Dass es der Autorin neben ihrer Gesellschaftskritik auch nicht an Selbstironie mangelt stellt sie gleich mehrmals unter Beweis.
Hier ein Beispiel:
dass i
dass i
de Gscheide
dass i
de Greßde
dass i
de Besde
bi
glaub i
da ned
wiakli
owa
i foi
so gean
drauf eine
Natürlich geht es auch nicht ohne die wahre Liebe: „hintarux“ oder „Sunnawendkäfal“ sind schöne Beispiele dafür. Der Tod als fundamentales Ereignis wird ebenfalls thematisiert. Im Gedicht „waun i amoi nimma bi“ erhält man einen Vorgeschmack auf die technische Unsterblichkeit von Menschen.
Tippelreiter zeigt die Welt in ihrer Gesamtheit – im Großen und im Kleinen. Dazu bedient sie sich nicht nur der Literatur sondern auch der Fotografie. Neun Schwarzweißfotos illustrieren den Lyrikband.
Christine Tippelreiter:
Mostviertler Mundart
Gedichte und Fotos von Christine Tippelreiter
Druck: Da Biachlmocha, Scheibbs
127 Seiten
ISBN: 978-3-900596-2-5
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