Sternengeflüster

von Friederike Krassnig
Rezension von Hans Bäck

Der Wortbruch

 

Ja, ich breche mein mir selbst gegebenes Wort!

Ich nahm mir vor, keine Rezensionen mehr zu schreiben. Sie sind mit viel Arbeit verbunden: Das Buch ist zu lesen, die Anmerkungen zu bearbeiten, die Besprechung einmal vor-formulieren, dann ausarbeiten und fertigstellen usw. Jeder, der Rezensionen schrieb, kennt das Prozedere.

Und ich gebe zu, ich wurde älter, behäbiger (um nicht zu sagen fauler) und so fasste ich den Entschluss keine Rezensionen mehr zu schreiben. Viele Leser werden wahrscheinlich sagen: Gott sei Dank, hört er auf.

Doch dann gibt es diese Ereignisse, welche die besten Vorsätze in Nichts zusammenfallen lassen. Da kommt ein Buch daher, ein Gedichtband einer Dichterin, die mit 92 Lebensjahren noch nicht alt und behäbig geworden ist, sondern weiterschreibt, trotz körperlicher Beeinträchtigung – denn wer ist mit einer Makuladegeneration noch in der Lage einen Gedichtband mit fast 90 Seiten herauszubringen?!

Da hat mich die Friederike Krassnig doch tatsächlich am „linken Fuß“ erwischt, schreibt weiterhin Gedichte und veröffentlicht noch einen weiteren Band, der sich nahtlos in die lange Reihe der von ihr Herausgegebenen einordnet!

„Sternengeflüster“ nun ja möchte man meinen, das ist wieder so eine Lyrik abseits des Weltgeschehens, wo die Welt in Ordnung beschrieben wird oder dieser nachgetrauert wird, da werden die Blümchen sprießen, die Sterne eben von Vergangenem flüstern. Alle jene, die von der Literatur Engagement erwarten, Stellungnahmen einfordern, werden die Nase rümpfen, einen Seufzer ausstoßen und … was eigentlich? Zur Tagesordnung übergehen?

Nach der Lektüre von Gedichten der Friederike Krassnig so einfach zur Tagsordnung übergehen, so als ob man nichts Besonderes gelesen hätte? Blümchen- Jahreszeitenlyrik, ablegen, weglegen.

Das geht nicht! Krassnig ist anders! Ja, nach so vielen Jahrzehnten des Schreibens, sie hat noch immer was zu sagen!

Es fasziniert mich seit eben Jahrzehnten, was sie schreibt, was sie uns zu Lesen gibt!

Ich gebe zu, Lyrik lese ich gerne, von unterschiedlichsten Autoren, auch aus anderen Sprachgegenden. Ich habe in meinen Bücherschränken viele Regale mit Lyrik vollgestopft. Natürlich die klassischen Werke, die „Großen“ der Literatur“ aber die vielen Unermüdlichen, welche die wahren Werte der Literatur hochhalten (ohne dabei auf Preise und Auszeichnungen zu schielen) und weitgehend unbedankt, lärmarm oder gar lärmlos, wunderbare Lyrik schreiben. Welche Mühe, welche Sorgfalt dahintersteckt, das erahnt der Leser nicht, das ist das Geheimnis der Dichterinnen und Dichter. Das ist das Geheimnis der Friederike Krassnig. Auch in ihrem neuesten Gedichtband „Sternengeflüster“. Ein wenig verrät sie uns, was sie bewegt Lyrik zu schreiben:

„Gedichte sind Gedankengut,

auch ohne Jamben und Trochäen,

der Worte ausgeschlüpfte Brut

als Traummusik nur zu verstehen“

(Seite 31)

Die Einführung, das Geleitwort von Insa Segebade, unserer langjährigen Kollegin des Europa-Literaturkreises Kapfenberg enthält den bezaubernden Satz: … wie ein unwiderstehlicher Sog, in dem man ewig schweben und schwelgen möchte…

Ja, liebe Friederike Krasssnig, Insa Segebade schreibt weiter: „Ihre Poesie macht das Leben leichter! Es ist die Sprache, die Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt!“

In dieser lärmenden Welt ist das unendlich viel!

 

Hans Bäck, Dezember 2023




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