Schreibschmiede
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21. 05. 2025 - Leben - gehen auf Wegen und Um-Wegen...
Claudia Taller
Leben – gehen auf Wegen und Um-Wegen
Vivere – prendere le vie e le vie indirette
Eine Hommage an ein unstetes Leben, an R.M.R.
Un ommagio a una vita volubile, a R.M.R.
Österreich lag am Meer –
das ist lange her.
Böhmen lag am Meer –
auch das ist lange her.
Es ist ein weiter Weg von Böhmen zum Meer –
es führt kein g‘rader Weg hierher.
Von Böhmen kam ein Kind, verzärtelt,
eine Seele im Mädchenkleid.
Schulen standen da und dort –
mühsam war es, sie zu durchschreiten.
Rosenblätter waren zu pflücken aus Briefen –
und Briefe zu schreiben – so viele Briefe!
Und Gedichte hineinzudichten –
Briefe als Gedichte,
Gedichte als Briefe.
Da wird man müd, so müd.
Und Rosen gilt es zu lesen –
in Gedichten und im Garten.
Und Frauen zu lesen –
nur zum Schau’n soll’n sie sein.
Ferne, nicht zum Besitzen.
Und manchmal, ganz manchmal –
wird Schreiben leicht.
Es kommt so mit dem Wind vom Meer –
das Dichten duftet nach Salz.
Salzige Spuren am Blatt.
Da gehen Wege auch nach Norden –
durch nasses Gras mit bloßen Füßen.
Eine Frau leichthin an der Hand –
vielleicht auch zwei.
Schwer kann es sein, die Mutter zu lieben -
gut kann es sein, sie zu flieh’n.
Ob nach Süd, nach Nord –
der Tod ist immer dabei.
Fremd folgt er, verkleidet als Mönch.
Nach Osten in Tatarenstiefeln –
ein Weg, ein Um-Weg?
Ein jeder Weg lehrt dich wachsen und beten –
und singen, zu deinem selbst gebauten Gott.
Durchquerend Länder –
verlierst du dich.
Gewinnst du dich -
re-né, re-nato, wieder-geboren.
Ein jeder Weg birgt auch ein Scheitern –
mit Worten, und Krisen.
Doch stetig wachsend im Unsteten –
kommen sie absichtslos, die Worte.
Aus dem Unbewussten, Drama der Seele, inneres Geschehen.
Gebend der Welt bedichtete Wirklichkeit –
sprechend mit Engelszungen.
Betörend Männer und Frauen –
atmend Gedichte gegen Wind und Sturm.
Luftbadend in den Räumen des Meeres.
Legenden legen sich über Leben –
wie Rosen über Sterbende.
Kleiden sie ein –
Blatt um Blatt.
Und dann und wann -
zieht von Norden ein Wind zum Meer.
Trägt kaiserliche Pracht –
duftet nach ‚gewesen‘.
Gewes’nem Glanz, gewes’ner Größe.
Und für einen Augenblick –
liegt Österreich wieder am Meer.
17. 11. 2023 - Ich sehe das Entsetzen
Dirk-Uwe Becker
Ich sehe das Entsetzen
in deinen Augen
mein Fuß, der
im Schlamm versinkt
Meine Hand, die
sich in die Böschung krallt
Ein Versuch
war es wert gewesen
dir zu folgen
obwohl du mich
gewarnt hast
Zu groß
sagtest du
sei der Tidenhub
die Zeit
Uneinholbar
für den einen
Aus der Zeit gefallen
für den anderen
Wir sollten akzeptieren
sagtest du
dass nichts
diesen reißenden Strom
überwinden kann
weder Brücke
noch Boote
Nicht einmal die Fische
wären dazu in der Lage
Hoffen
sagte ich
Hoffnung ist das Einzige
was zumindest
eine Chance bietet
Ich hätte es
gewagt!
30. 10. 2023 - ÜBERBRÜCKEN
Josef Graßmugg
ÜBERBRÜCKEN
Sinnlos wär´ das Bauwerk Brücke,
würde man es nicht beschreiten.
Oft schließt es die letzte Lücke,
zwischen Menschen, die sich streiten.
22. 10. 2023 - Senryu
Ellen Balsewitsch-Oldach
Aus der ELKK-Schreibschmiede vom 29.09.2023 zum Thema: "Brücke(n)" - Senryu, Teil I
in kühnem bogen
überspannt jetzt die brücke
was früher getrennt
freudlos scheint der weg
aus der jugend ins alter
zeit baut die brücke
wer bist du, fremder?
in deinen augen die brücke
zwischen dir und mir
ist denn schon abend?
die zeit ist ein schmaler steg
in die ewigkeit
17. 10. 2023 - An so einem Tag
Ruth Barg
AN SO EINEM TAG,
den ich vergessen wollte,
erinnere ich mich dann abends
an deine regelmäßigen Atemzüge.
Ich fasse dann immer
nach deiner Hand,
aber ich kann sie
nimmer finden…
Tränen begleiten mich
In den Schlaf…
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