13. 02. 2011 - Winternachlese

Nachlese für einen Winter, der jetzt im Feber schon vorbei zu sein scheint.

 

Wieder einmal einen wichtigen Hinweis: Das sind keine offiziellen Mitteilungen des Europa Literaturkreis Kapfenberg, sondern ausschließlich die Privatansichten von Hans Bäck!

Der Europaliteraturkreis Kapfenberg stellt mir seine Homepage bzw. den Literaturblog zur Verfügung, wofür ich mich recht herzlich bedanke!

Irgendwie juckt es mich, und wenn es juckt, dann soll man kratzen. Auch wenn es an Denkmälern ist.

 

Da waren in den letzten Jännertagen die österreichischen Zeitungen voll mit Erinnerungen anlässlich des 100. Geburtstages von Bruno Kreisky. Bei allem Respekt und aller Ehrerbietung und Anerkennung, allein die von mir geschätzte „Presse“ verwendete im allgemeinen Teil der Ausgabe sieben Großformatseiten und im „Spectrum“ (das ist die Wochenendbeilage mit Literatur) wurden dem Herrn Menasse nochmals fast zwei Seiten eingeräumt, die dieser auch ausnutzte, um auch seinen Senf zum Gedenken abzugeben.

 

Und dann kam der Feber und mit ihm das Gedenken an den 80. Geburtstag von Thomas Bernhard – und siehe da: ich bin voll des Lobes über die österreichischen Zeitungen. Damit meine ich nicht die Käseblätter, die sich einen Bundeskanzler und eine Reihe von Ministern als Erfüllungsgehilfen halten. Ich meine jene Blätter, die es wirklich lohnt zu lesen. Also, das Lob für jene Zeitungen, die sich in sorgfältig aufbereiteten Rückblicken, Widmungen, Erinnerungen usw. dem großen Dichter Thomas Bernhard widmeten. Allein von der Quantität der Seiten standen die beiden Erinnerungsgeschehnisse einander nichts nach. Und das ist doch schon etwas, was in der sooft geschmähten Pressekultur zu bemerken und wert ist, festgehalten zu werden. Und es waren nicht nur Literaten, die über Thomas Bernhard schrieben, was vielleicht auch ganz gut war, denn wer ist denn schon immer vor kleineren oder größeren Eifersüchteleien gefeit. Ein Schriftsteller schon gar nicht! Ich wiederhole nur etwas, dass ich bereits im Herbst einmal schrieb: „Österreich kann stolz sein, einen derartigen Dichter gehabt zu haben!“ Eigentlich wollte ich aus verschiedenen Zeitungen für diese Nachlese zitieren und habe mir ganze Packungen an Journalen aufbewahrt, doch lasse ich das bleiben, und lade meine Leser ein, geht selber auf die Reise und stöbert, was jetzt im Feber alles zu Thomas Bernhard geschrieben wurde, ihr werdet großartige Entdeckungen machen. Dass nun, 22 Jahre nach seinem Tod, auch jene in die Lobeshymnen einstimmten, die seinerzeit wegen beispielsweise der Uraufführung des „Heldenplatz“ den Untergang des Abendlandes heraufdämmern sahen, ist eine logische österreichische Entwicklung (würde Th. B. schreiben). Ich persönlich freue mich, dass ich das Schaffen dieses Großen als interessierter Leser und Zeitgenosse miterleben durfte und viele seiner Bücher in meinem Bücherschrank und fast alle gelesen habe. Wie schal waren und sind oft Texte von heute hochgejubelten Schriftstellern gegen den Titanen Thomas Bernhard.

Es geht ja hier mit diesen Notizen, wie schon im Titel angesprochen, um eine Nachlese, also werde ich nicht allzu viel an Vorschau geben. Nur soviel: Das Reibeisen Nr. 28 ist bereits in Produktion, die ersten Beiträge sind auch bereits im Layout durch und beim Korrekturlesen, dem rechtzeitigen Erscheinen am 15. April in Kapfenberg und am 28. April in Wien steht daher auch nichts mehr im Wege. Die im Reibeisen vertretenen Autoren erhalten in den nächsten Tagen die Verständigung und Einladung zu den Präsentationen direkt vom Vorsitzenden Sepp Graßmugg.

Eine Bitte an alle Autoren, die auch für das Reibeisen Nr. 29 einsenden wollen: Haltet euch an die Vorgaben bezüglich des festgelegten Umfanges der Beiträge! Wir werden diesmal alles, was darüber hinausgeht, unbarmherzig zurücksenden und wenn dadurch die Einsendefrist überschritten wird, hat der Autor eben Pech gehabt. Wir nehmen beispielsweise nicht mehr als 10 Gedichte eines Autors (einer Autorin) an! Wir werden auch keine Auswahl treffen oder das der Jury überlassen, derartige Einsendungen gehen wirklich zurück an den Einsender. In unserer Homepage sind die genauen Einsendevorgaben enthalten, bitte haltet Euch daran!

Doch nun zu den Nachlesen und Nachgelesenem.

Man kann es als Österreicher kaum glauben, aber die Zeugnisse mehren sich und daher ist es auch nicht mehr zu leugnen, höchstens von einigen, die damals dabei waren, zu verdrängen. Worum geht es?

Wieder einmal um die deutsch-deutsche Geschichte bis 1989 (und doch auch ein wenig noch darüber hinaus).

Zuerst sage ich Danke an Dr. Jörg Bilke in Coburg, der mich dankenswerter Weise mit wichtigen Informationen versorgte (und, hoffe ich, auch weiterhin versorgen wird). Für einen Bewohner der Insel der Seligen tun sich da Abgründe auf. Abgründe, die so unvorstellbar sind, so unglaublich, dass sie schon fast in die Kategorie der Absurden Literatur gehören müssten, oder wie der legendäre „Watschenmann“ – das Sonntagmorgenkabarett des Österr. Rundfunks vor vielen Jahren sagte: „Solchene Sachen lassen sich nicht erfinden, nicht einmal von unserem Etablissement:“

Ein Beispiel:

Anna Seghers mit bürgerlichem Namen Nelly Radvanyi (1900 – 1983), seit 1928 überzeugte Kommunistin wurde kurzzeitig von der Gestapo verhaftet und es gelang ihr die Flucht in die Schweiz und dann weiter nach Paris. Von dort konnte sie mit der Familie 1941 nach Mexiko auswandern (dort erschien auch 1942 ihr berühmtestes Buch „Das siebte Kreuz“), sie kehrte 1947 nach Deutschland zurück, wurde SED Mitglied und übersiedelte 1950 in die DDR. Zahlreiche Ehrungen der DDR folgten und nun wird es für mich abenteuerlich: Im Wikipedia wird verschämt darauf hingewiesen, dass sie bei diversen Maßregelungen von DDR Schriftstellern meist geschwiegen hatte, lediglich beim Ausschluss von Heiner Müller aus dem DDR-Schriftstellerverband stimmte sie dagegen. Was war aber tatsächlich los? Da gab es den Arbeiteraufstand im Juni 1953, den die Autorin später in einem Brief als „zwei, drei verrückte Tage“ abtat, die wie „eine Divergenz zu den Friedenshoffnungen der Menschheit stünden“ und sie übernahm die parteioffizielle Bezeichnung des „konterrevolutionären Putschversuches“, den Ungarnaufstand 1956 bezeichnete sie als „von Westagenten inszeniert“ und der Mauerbau „wir haben einen Krieg verhindert und werden ihn weiter verhindern.“ Sie hat sich aber auch immer wieder für Schriftstellerinnen und Schriftsteller eingesetzt, die in „Ungnade“ gefallen, inhaftiert oder verbannt waren. Wenn sie Menschen in der Not persönlich nicht helfen konnte, leitete sie die Angelegenheit an die höheren Stellen weiter und erreichte auch immer wieder Erleichterungen.

Obwohl sie sich immer und überall zu ihrem Staat, zur DDR und dessen Ideologie bekannte, wurde sie seit dem Ungarnaufstand von der Stasi überwacht. Und die Zuträger, Informanten waren nicht irgendwer sondern respektable Personen der DDR Kulturszene: Klaus Gysi, Leiter des DDR-Aufbauverlages und späterer DDR-Kulturminister, die Schriftstellerkollegen Hermann Kant und Günter Görlich, die Frau des Lyrikers Paul Wien (der selber für Erich Mielke arbeitete) und Gerhard Henninger der Sekretär des DDR-Schriftstellerverbandes!

Was für eine Welt!

Und nun noch in eine ganz andere Welt:

Und immer wieder Czernowitz!

In der ehemaligen k. u. k. Stadt der Bücher (Rose Ausländer) gab es ein Lyrikfestival: www.meridiancz.com- angelehnt an den Namen Meridian, den Paul Celan seiner Stadt einstmals gab.

Lyriker aus der Ukraine, Deutschland, Österreich und der Schweiz lasen aus ihren Werken und weihten am 3. September eine Wiener Straße ein.

Ins Leben gerufen von Igor Pomerantsev, der selber seinerzeit in Czernowitz zur Schule ging und studierte, auch seine ersten Werke dort schrieb, bevor er vom sowjetischen Geheimdienst 1978 zur Emigration „freigegeben“ wurde: Dieses Lyrikfestival sollte auch das verschüttete kulturelle und historische Vermächtnis der Stadt wieder beleben. Es ist ja doch so gewesen, dass alle die großen Dichter dieser Stadt in der Zeit des Sowjetregimes nicht vorhanden waren. Pomerantsev schreibt selbst, dass sie damals wohl Thomas Mann, Tolstoi und Dostojewski und auch Faukner lasen, aber von einem Paul Celan nichts hörten und zu Gesicht bekamen.

Schoppenhauer und Kafka waren in der SU verbotene Schriftsteller. Und alle postkommunistischen Länder leiden unter einem schwerwiegenden Problem: Ähnlich, wie in D und Ö nach 1945 gibt es eine Diskontinuität des historischen und literarischen Gedächtnisses, einen Bruch in der kollektiven Erinnerung. Überall versuchten die Machthaber die Vergangenheit auszuradieren.

Und diese Erinnerung wieder auszugraben, war ist das eigentliche Ziel des Festivals.

Anderseits haben auch die Mythen der Stadt um die literarische Vergangenheit, um Paul Celan, Rose Ausländer und die vielen anderen, diese Stadt zu einem Denkmal erstarren lassen und lähmten ihrer Weiterentwicklung. Zwar hatte die Stadt auch unter der SU weitergelebt, Czernowitz hat den Übergang von der deutschen Sprache zur ukrainischen, von der Herrschaft der Nazis zum Kommunismus überlebt und trotzdem nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt.

Diese Details entnahm ich einem Interview Igor Pomerantsevs mit den Salzburger Nachrichten.

Ja, etwas will ich nicht verschweigen: Ich habe auf eine meiner vergangenen Nachlesen ein „paar Watschen“ bezogen. Im Blog sind sie als Kommentar nachzulesen. Christine Teichmann hat sich über meine Pauschalverdächtigung und generelle Verniedlichung der Gutmenschen geärgert und meinte am 15. November 2010:

„Da muss ich doch ein Wörtchen für die Gutmenschen in die Waagschale werfen. Erstens ist es ein weiter Weg von einer humanistischen oder altruistischen Einstellung zu einer Ideologie, die ihre Kinder frisst. Genau genommen ist die prinzipielle Glaubensbotschaft des Gutmenschen ja diese, Toleranz zu üben im Sinne von: ich teile zwar deine Meinung nicht, würde aber mein Leben riskieren, um sicher zu stellen, dass du sie äußern darfst. Das reicht bekanntermaßen sogar bis zur Toleranz für die Untoleranten.
Zweitens sind mir die Gutmenschen beim A... lieber als die Realos oder wie immer man die „Gegenpartei“ nennen mag beim Gesicht. Schließlich sind sie die Letzten in unserer – sich spätestens seit Schwarz/Blau zum Rechten wendenden – Gesellschaft, die einen gesellschaftlichen Konsens für tragfähig halten, der nicht Menschenrechte mit Staatsbürgerrechten verwechselt. Also lieber gut als Blut(rein)oder sonst so ein Unsinn.“

Natürlich hat Christine Recht, wie immer wenn jemand Recht hat, gibt es auch einen der im Unrecht ist. Also habe ich versucht, mich zu rechtfertigen und mit Christine dann einen längeren Austausch unserer Gedanken per E-Mail gehabt.

Mir war es notwendig darauf hinzuweisen,  wieso ich gerade diese Gruppe von Menschen gar so sehr in die falsche Luftröhre bekam. Da ist einerseits einmal die mir wichtige Feststellung, dass nicht alles was nicht Links wäre automatisch als Rechts einzustufen sei. Dagegen habe ich persönlich was: Ich wehre mich jedenfalls dagegen, mit der braun-blauen Brut in einen Topf geworfen zu werden, nur deswegen, weil ich aus verschiedenen Gründen einfach nicht Links sein kann und daher als überzeugter und begeisterter liberal-konservativer Bürger auch eine dritte Variante der politischen Orientierung sucht. Das ist das Eine (und Grundsätzliche) dazu. Und dann gibt es ein weiteres Geschehen, dass mich von den genannten Gutmenschen entfernt hatte: Das waren die Demos an den Donnerstagen nach der Angelobung der Schwarz-Blauen Regierung in Österreich. Ich würde darum kämpfen und demonstrieren gehen, dass auch diese Demos weiterhin erlaubt sind, was ich jedoch in keiner Weise akzeptieren konnte, dass die ersten drei Tage von den Demonstranten ungehindert skandiert werden konnte: „Widerstand, Widerstand, Haider - Schüssel an die Wand!“ Das war mir zuviel, Aufforderung zu Lynchjustiz oder meinetwegen Standrecht für eine in einer demokratischen Wahl zustande gekommenen Mehrheitsregierung, das ist und war nicht nur degoutant, abstoßend, geschmacklos, sondern auch unverzeihlich. Um so mehr, als zwar diese Rufe nach dem dritten Tag aufhörten, aber es gab in der Folge von keinem der Organisatoren eine Entschuldigung oder zumindest eine Distanzierung.

Gut, lassen wir das, es geht ja hier bei diesen Nachlesen ja hauptsächlich um die Literatur und daher hänge ich noch etwas Literarisches an:

Im heurigen Jahr jährt es sich zum 50. Mal, dass Ivo Andric den Nobelpreis für Literatur erhielt. Aus diesem Anlass .gibt es in Kapfenberg eine Ausstellung, die Dank der Beziehungen unseres Helmut Türk von der „accademia europeista“ in Gorizia gestaltet wurde.

Und das ist für mich der Anlass, wieder einmal auf diesen großartigen Dichter hinzuweisen. Wie ich schon früher schrieb, es ist selbstverständlich reizvoll die Texte Peter Handkes über seine Besuche in Serbien und Bosnien zu lesen und zu versuchen, sich daraus ein Bild dieses zerrissenen Landes zu machen. Wer jedoch den Balkan verstehen will, seine Probleme, seine Menschen, die Kultur und die Entwicklung, der sollte Andric lesen.

Ja, ein Buch möchte ich noch, nein, muss ich, erwähnen. Von Arno Geiger liegt „Der alte König in seinem Exil“ vor. Was ist wichtig, was macht unser Leben lebenswert? Arno Geiger erzählt von seinem Vater, aber auch von sich selbst. Dem Einen kommt der Erinnerung abhanden, der Autor bekommt sie zurück. Und es entsteht ein Buch über den Vater, dem seine Orientierung sich langsam auflöst und gleichzeitig, wie der Sohn, der Autor zurückfindet und seinen Vater neu kennen lernt. Unglaublich, mit welcher Liebe Geiger hier sich mit der Demenz seines Vaters sich auseinander setzt und großartige Literatur vorlegt. Eine Leseabenteuer!

Ein weiteres Gedenken gab es noch in diesen Februartagen. Als Verehrer von Rilke kann ich nicht umhin, auf den 150. Geburtstag von Lou Andreas-Salomè hinzuweisen. „Was wir oft die Liebe zu einem Menschen nennen, ist nichts als seine Art, uns produktiv im höchsten Sinne zu machen,“ schrieb sie in ihrem Roman „Im Kampf um Gott.“ Und was hat sie bei ihren Verehrern, Liebhabern, Vertrauten alles an Produktivität angeregt! Allein mit dem um 14 Jahre jüngeren Rilke entwickelte sich eine Beziehung auch im künstlerischen Ausdrucksvermögen, die beide auch nach ihrer Trennung noch lange Jahre aneinander band. Eine Frau, die auch durch ihre Lebensweise, außerhalb ihrer Zeit lebte und der Nietzsche in einem Liebesbrief schrieb: „Liebe Lou, ..., werden Sie die, die Sie sind!“

Dann, liebe Freunde bleibt mir nur noch der Hinweis (in eigener Sache): Vom 17. – 20. März 2011 findet in Leipzig die Buchmesse statt. Mein Buch „Lautsprecher in den Bäumen“ (Verlag Kulturmaschinen, Berlin www.kulturmaschinen.com) wird dort auch präsentiert und ich werde auch zwei Lesungen in Leipzig halten. Da möchte ich natürlich meinen „Fanclub“ davon in Kenntnis setzen und bitte Euch um zahlreiches Erscheinen! „Unser“ Stand ist in der Halle 5 Stand A 219. Ich bin während der gesamten Messezeit in Leipzig und werde selbstverständlich auch am FDA Stand auftauchen und dort anwesend sein. Es würde mich freuen, wenn ich recht viele meiner Freunde in Leipzig treffen könnte!

Die genauen Lesetermine sind ab ca. 17. Feber auf der Homepage der Leipziger Buchmesse, bzw. auf „Leipzig liest“ zu finden. Aber selbstverständlich werde ich noch rechtzeitig alle meine Literaturfreunde in Deutschland kurz vor Messebeginn noch einmal persönlich einladen! 




12. 02. 2011 - Neuerscheinung

In wenigen Tagen erhältlich: "Lautsprecher in den Bäumen", ein Roman von Hans Bäck

 Andreas, ein westlicher Wirtschaftsexperte entzieht sich einer Beziehung und nimmt einen mehrmonatigen Auftrag im Russland der Jelzinära an. Ein Stahlwerk an der Westseite des Urals hat über das Ministerium in Moskau die Beiziehung eines Wirtschaftsexperten angefordert um für die künftige Positionierung in der Weltwirtschaft gewappnet zu sein.

Mit manchmal unkonventionellen Methoden geht Andreas an diese Aufgabe heran. Sein Stil entspricht nicht dem Klischee des Consultants, der alles über den Haufen wirft, die Menschen zu Tausenden hinauswirft, sein Honorar kassiert und verbrannte Erde zurücklässt.

Die Frauen bleiben auch im fernen Russland ein Thema: Jene aus der Heimat, jene vor Ort. Beziehungen gehen zu Ende. Andreas ist ein  Mensch, der für und mit Musik lebt. Sein Jugendtraum: Einen Wald voller Kastanienbäume, an jedem Ast ein Lautsprecher und es ertönt aus ihnen allen Mozart.

 

Weitere Infos unter KULTURMASCHINEN - Verlag, Berlin




26. 01. 2011 - Literaturstipendium

ZUR INFO . . .

 

Ausschreibung

von Literaturstipendien des Landes Steiermark 2011

Zur Förderung des literarischen Schaffens werden jährlich zwei Literaturstipendien in der Höhe von je

€ 2.900,--

vergeben.

Bewerben können sich alle Autorinnen und Autoren, die der Steiermark durch Geburt, längeren Aufenthalt oder durch ihre literarische Arbeit verbunden sind.

Die Einreichungen sollen eine kurz gefasste Darstellung des Lebenslaufes sowie detaillierte Angaben über literarische Vorhaben enthalten. Den Unterlagen sind Textproben im Ausmaß von 15 bis 20 Seiten und – so vorhanden - Angaben über bereits publizierte Werke anzuschließen.

Die Stipendien werden über Vorschlag der Jury durch Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung zuerkannt. Das Ergebnis wird jedem/jeder Bewerber/Bewerberin schriftlich bekannt gegeben.

Bewerbungen können bis

15. März 2011

in der Abteilung 9 - Kultur des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, Trauttmansdorffgasse 2, 8010 Graz ausschließlich per e-mail unter a9@stmk.gv.at eingereicht werden.




17. 01. 2011 - Schule für Dichtung

Ein Angebot der SCHULE FÜR DICHTUNG

internationale klasse "fundamentals of poetry"
 

anmeldungen sind noch bis 24. jänner möglich


februar bis juli 2011
2 reale klassen & 4 onlineklassen
madrid (esp), orivesi (fin), internet

ein projekt der eacwp - european association of creative writing programmes,
gefördert aus dem programm für lebenslanges lernen der eu


an diesem projekt nehmen insgesamt 35 students teil: jeweils 5 aus frankreich, spanien, katalonien, der tschechischen republik, aus finnland, italien und aus österreich.
arbeitssprache analoge klassen: englisch (wobei texte auch jeweils in der eigenen sprache verfasst werden können)
internetklassen & foren: teilnahme möglich mit beiträgen auf englisch, deutsch, spanisch, katalanisch, finnisch, französisch, italienisch, tschechisch
lectures aller klassen werden auch auf englisch verfügbar sein, main forum: in english


termine:

18. - 20. februar 2011, klasse in madrid
das projekt startet mit einer realen klasse in madrid, an der alle 35 students teilnehmen werden:
jörg piringer (vienna poetry school): "sound & rhythm" (working language: english)
the workshop shows how to enhance poetic language through the manipulation of rhythm and sound - two main properties of spoken language. the participants will learn how to use simple but effective electronic devices and software to rearrange and modify their own voices for live performance and prerecorded pieces. the workshop will focus on play and experimentation and will not require any knowledge in computer or other technology other than writing and/or speaking.

märz bis juni: 4 internetklassen
- märz 2011:
petr borkovec (literarni akademie): "senses and description" (visual, taste, smell...)
- april 2011:
xènia dyakonova / luis luna (escola d'escriptura / escuela de escritores):
"sense and structure"
- mai 2011:
isabelle rossignol (aleph-écriture): "emotions"
- juni 2011:
risto ahti (orivesi school of arts): "ambiguity"

4. - 7. juli 2011, klasse in orivesi
abschlussveranstaltung in finnland mit der klasse von
mattia garofalo (scuola holden): "heteroglossia" (working language: english)

formale teilnahmevoraussetzung: wohnsitz in österreich

BEWERBUNG bis 24.1. bitte senden an:
 sfd@sfd.at  vorzugsweise auf englisch:
- kurzbiografie (max. 1/2 seite)
- motivationsschreiben für die teilnahme an dieser klasse (max. 1 seite)
- eine textprobe: 1 gedicht (oder 1 kurzprosatext), auf deutsch (oder englisch)


die ausgewählten 5 students werden bis 28.1. verständigt.

kosten:
dieses projekt wird mit mitteln der eu gefördert (programm für lebenslanges lernen/gundtvig lernpartnerschaft).

mit hilfe dieser förderung werden folgende kosten seitens der sfd abgedeckt:
- hin- und rückflug nach/von madrid bzw. helsinki (orivesi)
- öffentliche verkehrsmittel
- unterkunft
- verpflegung
- kursunterlagen
- vortragende
als deckungsbeitrag für organisation und projektpublikation etc. fallen pro teilnehmenden 280,00 euro an.
für mitglieder des vereins schule für dichtung in wien entfällt dieser betrag und die gesamte teilnahme ist kostenlos.

weitere infos: www.sfd.at  tel.: 01-522 35 26

schule für dichtung in zusammenarbeit mit escuela de escritores (madrid, spain)/escola d'escriptura (barcelona, catalonia), orivesi college of arts (orivesi, finland), scuola holden (torino, italy), aleph écriture (paris, france), literarni akademie josef skvorecky (praha, czech republic)

schule für dichtung in wien - vienna poetry school - mariahilfer str. 88a/III/7 - a-1070 wien

 




17. 12. 2010 - Nachlese 2010, von Hans Bäck

Nachlese zu 2010

Im Buch Kohelet im alten Testament gibt es das wunderbare Kapitel über die Zeit für alles, was dem Menschen unterkommen kann. Es gibt also eine Zeit für die Freude, für die Trauer, für die Liebe, für den Zorn, für die Arbeit und für die Muse. Der Verfasser des Buches führt noch viele Beispiele an, für die es eine eigene Zeit gäbe. Und jede Zeit hat ihre Bedeutung, ihre Aufgabe. Und wir stehen alle jetzt in einer Zeit der Rückbesinnung, des Nachdenkens, wie es war und des Überlegens, wie es werden wird. Freude, Zuversicht, aber auch Bedenken, vielleicht manchmal auch Furcht vor dem was uns bevorsteht und von dem wir nichts wissen. Wir wissen nicht wann etwas kommt, was kommt, wie es uns betrifft, alles ist wieder offen: 365 Tage des Jahres 2011 stehen vor uns, heute, am 17. Dezember schreibe ich diese Zeilen, da sind immerhin schon 351 Tage des Jahres 2010 hinter uns. Es ist also an der Zeit, Nachzudenken was geschah, eine Nachlese zu halten. Keine Angst, liebe Leser dieses Blog bzw. der e-Mailnachrichten, es wird keine Aufzählung der Aktivitäten, keine Summierung der geschriebenen Zeilen usw. Es wird ganz einfach eine Nachlese zu einem spannenden Jahr.

Natürlich wird das Schwergewicht dieser Nachlese bei der Literatur liegen, aber nicht nur, es werden auch andere Bereiche der Kunst gestreift werden, es wird auch ein wenig die Gesellschaft und damit die Politik vorkommen. Lassen wir uns überraschen, was mir so als Nachlese zum Jahr 2010 einfällt.

Ich habe mir eine längere Pause verordnet und auch eingehalten und nicht zu jedem Schmarrn meinen Senf dazugegeben. Fallweise aber reizte es mich doch und ich musste wieder einmal, na ja, ihr habt es ja gelesen. Es gab relativ viel Zuspruch – der mich freute – eine einzige Abmeldung – die mich auch nicht aufregte – und viel Schweigen, das ich – unbescheiden und eingebildet wie ich nun einmal bin als schweigendes Nicken betrachtete.

Wo anfangen?

Sinnvollerweise dort, wo bzw. womit das Jahr zu Ende geht: Den unvermeidlichen Wünschen zum Weihnachtsfest und zum bevorstehenden Jahreswechsel. Die Briefträger stöhnen unter den Bergen von Post, obwohl auch davon schon vieles per Mail erfolgt. „Darf man per Mail kondolieren?“ war im Frühjahr 2010 ein Satz aus einem Buch gerissen und viel diskutiert. „Darf man per Mail Frohe Weihnachten wünschen?“ die Frage geht verloren, da es bereits geschieht und immer häufiger der Fall ist. Oftmals mit liebevoll gestalteten Beilagen, mit eigenen Gedichten und Texten, das weit aus schöner ist, als irgendeine 0-8-15 Grußkarte. Also, allen jenen, die konventionell Karten schreiben und allen anderen, die selbiges per E-Mail machen: ein herzliches Danke Schön von mir auf diesem Wege und von mir die Zusicherung, ich werde auch in den nächsten Jahren mich diesbezüglich enthaltsam zeigen und keine Weihnachts- und Neujahrswünsche versenden. Warum? Nun, lasst mir meinen Spinner, ich bin halt so, ein wenig will ich damit die Wertschätzung ausdrücken, jenen, die sonst auch vergessen würden, also schreibe ich überhaupt keine.

So, das wäre auch erledigt.

Ach ja, mit dem zu Ende gehenden Jahr wollte ich anfangen. Da stehen heute noch überall die holzgezimmerten Hütten auf unseren Plätzen in den Innenstädten herum und signalisieren den allgemeinen Anspruch den Advent zu vermitteln, zumindest „so, wie es früher war.“ Ich kann mich nicht erinnern – und als Jahrgang 1940 habe ich bewusst doch einige Advente erlebt – dass es früher „so“ war. Es gab da „früher“ im Rundfunk immer eine Übertragung aus dem Festspielhaus Salzburg (damals noch dem Kleinen bzw. Alten) und da saß einer vorne mit einer zerknitterten, leicht versoffenen Stimme und raunzte „von der stillsten Zeit im Jahr.“

Dieses verlogene Gewäsch konnte ich schon als Jugendlicher nicht anhören und jetzt als Alter schon gar nicht. Was steckt denn dahinter? Doch eine Sehnsucht von uns allen, nach etwas von dem wir träumen, das es so aber nie gab. Und als Ersatz gibt es nun die Punschhütteln, die gebratenen Maroni, den Glühwein und vor allem die Auftritte der Schulkinder aller Schulstufen, die dürfen dort gemeinsam mit ihren Lehrkräften auf der Bühne am Hauptplatz ein paar Advent- und Weihnachtslieder singen. Und das wissen die Marketingmenschen aller Gemeinden: Kinder ziehen immer (und wenn nur die Großeltern mitkommen), dann noch ein wenig Bläsermusik, der Bürgermeister und die Gemeinderäte lassen sich sehen, gehen huldvoll grüßend durch die Mengen. Ach ja, die Heimatdichter und die heimatlichen Dichter, die kommen auch zu Wort. Wobei ich nun schon erstmals den vorweihnachtlichen Frieden und die Feierlichkeiten stören muss. Selbstverständlich bekommen die Musikgruppen, die da auftreten ein Honorar (ist ja auch kein Honiglecken, bei der Saukälte die es heuer hatte, am Hauptplatz zu stehen und „es wird scho glei dumpa“ zu blasen). Was die Kinder bekamen, das weiß ich nicht, die heimatlichen Dichter gehen natürlich leer aus (sollen froh sein, dass wir – die Gemeinde – ihnen eine Möglichkeit geben, ihre Texte vorzustellen). Sollen wir uns im kommenden Advent in der Verweigerung üben? Ich überlege es allen Ernstes!

Eingeladen wurden wir ja auch fallweise. Da war eine Weihnachtsfeier, dort ein Betriebsabend, was es halt so alles gibt. „Geh,  komm und lies ein paar Zeilen“ aber nicht zu lang und nicht zu besinnlich, sonst werden die Leute unruhig. Als Gage? Beim Abendessen eingeladen, selbstverständlich.

Kommen wir doch zu unserem eigenen Metier, zur Literatur. Viele Veranstaltungen des Kapfenberger Europaliteraturkreis waren – von der Besucherzahl her gesehen – ein Flop. Stört das jemand? Oder sollen wir mit dem Fußballklub der Stadt Kapfenberg konkurrieren? Solange die sinkenden Zuschüsse und Subventionen nicht an der Zahl der Teilnehmer gemessen werden, habe ich kein Problem damit, wenn zu einer Lesung 10 Personen kommen, die aber begeistert nach Hause gehen. Dabei bin ich sicher, es gab unter diesen Veranstaltungen einige „Zuckerln“ (für unsere deutschen Leser: das sind Bonbons), die es schon wert gewesen wären, dass ...

Schade, vielleicht ein andermal. Sicher werden wir uns überlegen müssen, wie wir unsere Aktivitäten mehr an die Öffentlichkeit bringen und die Bevölkerung informieren. Das wird im kommenden Jahr sicher eine große Aufgabe des Vorstands des ELKK werden.

Immerhin haben wir jetzt mit dem Blog und seit 1. November auch mit der neu gestalteten Homepage (www.europa-literaturkreis.net) zwei Kommunikationsplattformen geschaffen. Und da hoffen wir auf regen Zuspruch. Im Blog hat unser Zähler immerhin bis 17. 12. 2010 6435 Zugriffe registriert. Und wenn wir dann im kommenden Jahr die Beiträge wieder öfter einstellen, dann wird auch der Gedankenaustausch in Gang kommen. Und diese Nachlesen wird es auch noch weiterhin geben, ebenfalls eine Zeit lang als Mail an Interessierte.

Und nun zu Büchern. Ich komme wieder auf den Verfasser des Buches Kohelet zurück. Es gibt die Zeit des Überflusses und es gibt die Zeit der Dürre, schrieb er. Wenn wir die Autoren des ELKK hernehmen, so war es sicher ein Jahr des Überflusses! Es gab eine große Anzahl von Veröffentlichungen unserer Autoren. Das ist ein gutes Zeichen, wobei ich manchmal daran denke, dass im Wort ÜBERFLUSS auch das Vorwörtchen „über“ drinnen steckt und bei Überfluss auch schon einmal „zuviel“ bedeuten kann, einiges wäre besser gewesen, wenn es nicht erschienen wäre. Aber das ist eben so, dass auch manchmal etwas „durchrutscht.“ Wir haben ja im Rahmen der Lesebiennale da Beispiele erlebt. Gut, nein eigentlich nicht gut, aber darüber schrieb ich ja schon: Therapieschreiben und dergleichen und da haben sich ja die Leser des  Blogs und dieser Nachlesen sehr intensiv daran beteiligt. Damit ist wohl auch für uns als Redaktion des Reibeisens eine Klarstellung erfolgt. Wir werden in Hinkunft doch die literarische Qualität in den Vordergrund stellen und nicht das Bedürfnis von jemand, sich sein Leid und seinen Kummer von der Seele schreiben zu müssen. Nochmals und abschließend zu diesem Thema: Wenn der Text gut geschrieben ist, hat er auch eine Chance. Aber um den Schweizer Autor Peter Bichsel (nochmals) zu zitieren: “Wenn ich einen Befund habe, gehe ich damit zum Facharzt und nicht zum Verleger.“ So einfach ist das im Prinzip. Aber eben nur im Prinzip.

Aber was war denn in der übrigen, der Großen Literatur los? Gab es da auch eine Zeit des Überflusses? Im Sinne von „zuviel“ ganz sicher! Die Freunde, die jährlich die Buchmessen besuchen, werden das bestätigen. Das ist sicher ein Überfluss sondergleichen! Wer da alles von Schreiben leben muss! Es ist ja wirklich unbegreiflich, dass auf diesem Markt die einfachsten Marktgesetze überhaupt nicht funktionieren! Es ist schon spannend als Mensch, der Jahrzehnte lang sich mit Wirtschaftsproblemen herumschlagen musste, zu sehen, wie alles, was wir einst gelernt hatten über den Haufen geworfen wird. Angebot, Nachfrage, Produktion, Substitution, Innovation, am Buchmarkt oder im Literaturbetrieb geht alles drunter und drüber. Es gab immer wieder Jahre, wo es den so genannten Überdrübertreffer gab. Das Buch der Bücher des Jahres so zu sagen. Es ist schon klar, das kann es nicht jedes Jahr geben. Und so ein Jahr scheint es, war auch das 2010! Das Buch, das mich vom Hocker gerissen hätte, nein, das war nicht dabei. Dabei habe ich aufgrund der Rezensionen doch wieder viele gelesen – auch dank der Stadtbücherei Kapfenberg, die immer sehr viele  Neuerscheinungen auflegt. Und es ist nun doch schon wieder einige Jahre her, dass es DAS BUCH gab. Trotzdem, es gibt unendlich viele Bücher, sehr gute, ausgezeichnete und das ist schön so. Trotz aller Überproduktion gibt es doch auch die Qualität und finden wir uns ab damit, es muss nicht immer das sein, das alles vorhergegangene in den Schatten stellt. Freuen wir uns an den Büchern die es gibt und freuen wir uns auf jene,  die kommen werden.

Und jetzt werde ich erstmal etwas in eigener Sache schreiben. Ich freue mich riesig, im März anlässlich der Buchmesse in Leipzig wird auch mein erstes Buch erscheinen. Der Verlag Kulturmaschinen in Berlin bringt meine „Lautsprecher in den Bäumen“ heraus. Ich hoffe, das Buch findet eine gnädige Leserschaft und ich werde rechtzeitig zu den jeweiligen Präsentationen einladen!

Das Jahr 2011 wird auch wieder unseren Literaturworkshop bringen, gleich zu Jahresbeginn werden wir im Vorstand den Termin und den Ort fixieren, um allen die Möglichkeit zu geben, ihre Termine und Urlaube dementsprechend zu planen. Eines kann ich euch heute schon verraten, es wird wieder ein Ort voller Geheimnisse und Mystik sein!

Wenn wir davon hören, dass der Wildbach rauscht, so fällt uns unwillkürlich ein: „romantischer Kitsch“ und nicht zu Unrecht. Und warum fällt unseren Autoren das nicht ein, wenn sie vom Dröhnen der Brandung, vom Ziehen der Wolken, den Klang der Glocken fern über die Felder schreiben – und hunderttausend anderer Metaphern mehr? Wünschen wir uns eine Literatur, die voll Romantik sein darf, aber frei vom Kitsch! Wenn uns das 2011 bringt, dann können wir zufrieden sein!

Liebe Literaturfreunde, der Frieden der Weihnacht sei bei uns allen und das kommende Jahr bringe uns wieder ein Stück näher zu dem, was wir uns im Leben vorgenommen haben!

 

Mit den besten Grüßen – Euer Hans Bäck





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