10. 12. 2018 - Drei Rezensionen

Christl Greller

„und fließt die zeit wie wasser wie wort“

 

Gedichte

Edition lex list 12

ISBN 978-3-99016-145-6

 

Manchmal denkt man sich, das kann doch nicht wahr sein, schon wieder ein Gedichtband am Schreibtisch. Und denkt womöglich weiter, „haben die Lyriker noch immer nicht alles ausgeschöpft, was an Poesie vorhanden ist?“

Ja, hin und wieder ist der Gedanke da, dass dieses oder jenes Buch besser nicht geschrieben worden wäre, man denkt an die Bäume und anderen Ressourcen die dafür dran glauben mussten. Hin und wieder ist aber ein Buch dabei, das von vornherein solche Gedanken verbietet: Man schlägt es auf, beginnt zu blättern, zu lesen und stockt. Stockt, liest nicht weiter, schaut auf die Zeilen und sieht vor seinem inneren Auge Bilder entstehen. Man hat wieder ein Buch erwischt, das es wert war gedruckt zu werden, wo keine Gedanken an vergeudete Bäume auftauchen. Zugegeben, sehr oft ist das nicht mehr der Fall, es scheint doch so zu sein, dass Lyrikern die Poesie ausgeht oder zumindest abhanden kommt.

Sicher, „man“ hat sich selber auch einmal an Gedichten versucht, aber bald festgestellt, dass andere Formen der Sprache mehr konvenieren, besser liegen, leichter zu handhaben sind. Ja, genau das! Es gibt in der deutschen Literatur nichts was schwieriger ist als (noch immer) Gedichte zu schreiben! Nicht nur von Goethe heißt es, er habe schon alles gesagt! Welche Fülle, welchen Schatz an Lyrik haben uns die Poeten aller Zeit bis herauf zu den Lebenden hinterlassen, da ist es wirklich schon einem legendären Sechser mit Jackpot zu vergleichen, wenn ein Gedichtband erscheint, der die eingangs geschilderten Symptome erzeugt: Lesen, innehalten, stocken, Bilder aufbauen lassen, zurückblättern, all das, was einem Leser von Gedichten diese Tätigkeit so anregend macht.

Der Leser folgt der Autorin beispielsweise „unters dach“ (Seite 17) und findet in der Aneinanderreihung von solch unpoetischen Begriffen wie leiterstiege, altholz, gefügt, gezimmert, lackspritzern, brandspuren, usw. eine Poesie vor, die bezaubert. Und pflichttreue Stufen, die in Halbtonschritten aufwärts... Ja, das ist Poesie. Da lohnt es sich sitzen zu bleiben, das Bild vor sich entstehen lassen und weiterzeichnen. Auf Seite 45 kommt „wolkensilber“ – welch gefährliches, weil abgedroschenes Bild! Und was macht die Dichterin daraus! Fünf oder vielmehr fünfeinhalb Zeilen, die mit den Worten enden: ...dann glück. Welch Wagnis! Glück in einem Gedicht des 21. Jahrhunderts anzusprechen und dann noch dazu in einem so einfachen Bild wie in diesem Poem!

Zentrifugal, Seite 80 lässt uns wieder eine ganz andere Christl Greller schauen: „Durch Drehtürenkreisel gehen, rund und rund, und bist eine andere, auf der anderen Seite - und dennoch dieselbe. ... dennoch dieselbe, bist eine leichtere, auf der anderen Seite.“ Welch tiefe Einsicht! Und gleich auf der daneben liegenden Seite (81) die Sonntagsstadt. Wer erinnert sich nicht an die „sumer in bradnsee“? Bilder stehen auf, Erinnerungen werden lebendig. Diese Rezension wird Mitte Dezember geschrieben, daher ist es naheliegend auf das Gedicht auf Seite 89 hinzuweisen: Dinner for one (self)

So präzise ist die Situation beschrieben, wenn es fällig oder notwendig wird, einen neuen Kalender aufzuhängen oder die Termine darin einzutragen: „die liste der pläne, der absichten, vorsätze – und ich will sie abarbeiten mit aufgestrickten ärmeln. Drei! Hundert! Fünf! Und sechzig chancen! Dann wieder Dezember!“

Liebe Christl Greller! Bei unserem letzten persönlichem Treffen (26. November im Palais Niederösterreich) da hattest Du so einen finsteren Gesichtsausdruck und dann lese ich wenige Tage darauf diesen wunderbaren Gedichtband. So schön! Noch etliche solcher Bücher wünsch ich mir! Auch wenn ich bereits den Vorsatz gefasst habe, keine weiteren Bücher bei mir einzureihen, da werde ich gerne wortbrüchig!

Schön, dass Du schreibst!

 

Hans Bäck

Kapfenberg

 


 

Blick. Dichte

Zeichnungen von Beatrix Kramlowsky, Gedichte von Sylvia Treudl

 

Literaturedition Niederösterreich

ISBN 978-3-902717-42-9

 

Am Anfang war...

Ja, was war am Anfang? Die Zeichnung? Das Gedicht?

Eine kleine Notiz auf der Rückseite des Umschlages gibt dann doch die notwendige Auskunft: Die Lyrikerin hat in den Skizzen und Grafiken geblättert und sich dann „auf einen farbigen poetischen Diskurs“ eingelassen.

So denn, daraus wurde ein kleines Wunderwerk. Zuerst möchte ich aber den Verlag, das Layout, die für Satz und die Umschlaggestaltung Verantwortlichen sowie die mit der Gesamtherstellung beauftragte Druckerei ausdrücklich vor den Vorhang bitten! Es ist (leider) selten geworden, dass sich ein Verlag mit soviel Mühe, Sorgfalt und Liebe zum Werk an einen Band wagt, der dann „nur“ ein paar Gedichte und Zeichnungen enthält! Sogar chinesische (?) Schriftzeichen sind wiedergegeben (Seite 34).

„Nur“ einige Gedichte! Und einige Zeichnungen dazu. Und dann liegt ein Buch am Tisch, das der Rezensent mit einiger Spannung aufschlägt, zu blättern beginnt und bald nicht mehr weiß, soll er rechts lesen oder links schauen? Also, einmal auf die Seite legen, googeln was über die beiden Damen herauszufinden ist (und über die Angaben im Buch hinausgeht), da beginnt dann das große Staunen und wieder weiß der Rezensent nicht ob lesen oder schauen?

Man trifft Entscheidungen und beginnt mit der Autorin, die im Buch auch „oben“ angeführt ist. Schriftstellerin, Bildende Künstlerin, eine der vielen Doppelbegabungen! Eine jener Frauen, die in zwei Sprachen zu uns sprechen, die Bilder mit Worten malen, die wandern zwischen den Ausdruckswelten und hier in diesem Band uns einen Einblick geben, in das was die Ausdruckmöglichkeiten in Form, Farbe (eingeschränkt auf schlechten Rotwein) ermöglichen. Der Rezensent sollte sich aber auf das beschränken, was sein Gebiet ist – die Literatur. Daher hier für Beatrix Kramlovsky Aussagen befreundeter Maler und Grafiker: unglaublich starke Zeichnungen, hervorragender Strich, eine Reduktion auf das Wesentlich mit einer Konsequenz durchgeführt, die zum Staunen veranlasst. Mit wie wenig Strichen, Farbschattierungen „Stephansplatz“ (Seite 87) oder „der Aufkehrer“ (Seite 135) dargestellt sind – einfach grandios! Liebe Beatrix K. soweit die Aussagen meiner Freunde, die von diesem Metier „etwas verstehen“ das gebe ich mit eigener Begeisterung gerne weiter!

 

Doch nun zur Lyrik:

Also, nochmals zur Erinnerung: Zuerst war das Bild und dann begann das Malen der Bilder mit den Worten. NEIN, ich stoße mich nicht an der Verwendung des & anstelle der Konjunktion, das hat uns die Friederike Mayröcker seit Jahrzehnten angewöhnt und es wird gerne angenommen, aufgenommen und verwendet. Ein wenig ein Problem habe ich mit dem : am Beginn einer Zeile. Vielleicht bekomme ich dazu eine Erklärung.

Doch nun zur Poesie. Und da reißt es den Rezensenten manchmal den Sessel unterm Hintern weg. Wie oft habe ich schon darüber geklagt, dass manche Dichterinnen und Dichter die Poesie darin finden, dass sie vollkommen unmotiviert einen Satz unterbrechen, eine neue Zeile beginnen, damit eine Strophenform vortäuschen, die in keiner Weise existiert. Das vermeidet Sylvia Treudl weitgehend – und selbst wenn es einmal vorkommt, wie im Gedicht Flohmarkttype (Seiten 112-113) so ist es nicht aufdringlich und an den Haaren herbeigezogen sondern macht Sinn und entspricht dem Sprachfluss. Wobei gerade in dem erwähnten Gedicht die große Könnerschaft der Dichterin sich zeigt. Wer würde sagen, dass ein „abgeplatztes Randerl“ Poesie sein kann. Doch, doch es ist so und gerade dieser Text ist voll mit versteckten Schönheiten, eben so poetisch, wie ein Stöbern am Flohmarkt sein kann! (dieses „Prunkstück im Mosaik des Habens“) Ja, liebe, verehrte Frau Treudl, das ist Lyrik des Alltags! Der schon bei Beatrix Kramlovsky erwähnte Aufkehrer (Seite 134) ist ein Prachtstück auch im oder als Text! Wenn ein Beckmesser meinte das „getratsche“ sei nicht poetisch genug, so habe ich ihm geantwortet ‚lies einfach weiter und denk nach was da steht’. Damit war einer zum Schweigen gebracht.

Wie toll sind die beiden Typen auf den Seiten 108 und 110 geschildert. Der „Mann in Eile“ und der „wartende Kutscher in Quebec“ und dazu die Zeichnungen, ich bin überzeugt, besser kann man das nicht beschreiben und zeichnen.

Meine verehrten Damen, „je retire mon chapeau mesdames!“

Bei der Sorgfalt, mit der dieses Buch gemacht, nein gestaltet ist, kann es kein Zufall sein, dass genau das Gedicht „Warten auf den Bus“ (Seite 204) so weit hinten aufscheint. Das ist einer der lyrischen Höhepunkte, auf welchen die Texte hinsteuern, um dann in einem Gedicht zu enden, dass der alten Blümchen- und Landschaftslyrik endgültig den wohlverdienten Todesstoß gibt „Tulpen“:

                                   ...

                                   wohlig räkelt sich

                                   ein Gartensessel

                                   & verlangt

                                   gutmütig brummelnd

                                   nach einem Fußschemel

                                   :zum Gedankenaustausch

 

Zusammenfassend: Ein Fest für Leser, Bilderbetrachter, Lyrikliebhaber, einfach für alle, die Freude an etwas Ausgefallen haben!

Ich wünsche dem Buch viele Leser (und den Autorinnen viele Käufer!)

 

Hans Bäck

Kapfenberg, November 2018

 

 

eine künstlerische doppelbegabung zu sein, heißt in zwei (bild-)sprachen sprechen. bilder malen mit worten, tönen, gestik, form und farbe. zu wandern zwischen zwei (ausdrucks-)welten. wenn die worte ausgehen, zur farbe greifen oder umgekehrt. sind doppelbegabungen gnade oder fluch?

 

Zu den Zeichnungen von Beatrix Kramlovskiy im gemeinsamen Gedichtband mit Sylvia Treudl „Blick.Dichte“

Nun ist es also passiert – das ANDERSHERUM : Im Anfang war nicht das Wort, sondern das Bild! Die Zeichnung ! Sie steht hier nicht gewohnt nachrangig in dienender Funktion, als Illustration des Textes. Vielmehr fungierte sie, wenn ich die Entstehungsgeschichte des Büchleins richtig verstanden habe, als Anlass, Auslöser, Geburtshelfer für das Wort und in Folge als Motor für ein lustvolles, symbiotisches Kommunizieren von Text und Bild auf gleicher Ebene und Wellenlänge. Soweit zur Besonderheit dieses Buches.

Die ZEICHNUNG nun, allgemein eingestuft als einfach, wenn nicht gar simpel, ohne großen zeitlichen und materialmäßigen Aufwand, kleinformatig, unscheinbar, weil ohne Farbgetöse, Pinselvirtuosität und sonst Erstaunlichem, bietet dem „breiten Publikum“ deshalb wenig Imponierendes. Dazu das alte Missverständnis von Kunst und bloßer Kunstfertigkeit. Die Stärke der Zeichnung liegt woanders – in ihrer Unmittelbarkeit! Das ist ihre wesentlichste Eigenschaft und zugleich Stärke. Mit Blick auf die Zeichnung des Kindes, bzw. die zeichnerischen Relikte aus den Anfängen der Menschheit kann man sie außerdem zu den URFÄHIGKEITEN des Menschen zählen. Die Qualität bildnerischer Werke – und jetzt beziehe ich mich konkret auf die „rechten Seiten“ des Buches – wird nicht von Inhalt/Thema bestimmt. Vereinfacht ausgedrückt, der bedeutungsvollste Inhalt kann höchst ungekonnt, stümperhaft, künstlerisch wertlos dargestellt sein. Dagegen können Darstellungen von Belanglosem, Alltäglichem, höchst Normalem, wie sie in diesem Buch auftreten, faszinierend, berührend, ergreifend umgesetzt sein.

Ins Auge fallend sind bei dieser Bildserie die Spontanität, die Frische und eine verblüffend sichere Strichführung, zurückzuführen wohl auf ein gutes Auge und sehr viel zeichnerische Erfahrung. Dazu gesellt sich eine an gute Karikaturen erinnernde Treffsicherheit an den gezeichneten Charakteren. Allerdings ohne die für die Karikatur typische Überzeichnung. Die Zeichnerin bleibt im Bereich des Realen, demonstriert hier aber ihre Meisterschaft in der Methode des Vereinfachens, Weglassens, ohne dass sich jedoch beim Betrachter das Gefühl des Fehlens einstellte oder der Ausdruck in der Menschdarstellung verflachen, beliebig würde.

Augenfällig ist ebenso die Variablilität der Strichführung, nicht nur bedingt durch den Wechsel von Stahl – auf Rohrfeder, bzw. Pinsel. Einmal steht die fest zupackende, entschiedene Umrisslinie der tänzelnden Unruhe fragmentarischer Strichführung gegenüber, ein andermal zeigt sie sich krakelig nervös oder lyrisch fließend. Die Grade des Abstrahierens wechseln ebenso und führen da und dort bis hart an die Grenze zum Nicht – Gegenständlichen. Und wenn es nötig erscheint, oder sich eben auch nur anbietet, tritt partiell auch die (lavierte) Fläche zur linearen Darstellung. Die resignative Feststellung „ein Bild gesehen – alle gesehen“ trifft hier keineswegs zu, wobei aber die Handschrift der Künstlerin trotz ihres „Vagabundierens“ erkennbar, bzw. wiedererkennbar bleibt.

Wiewohl mir die Kompetenz für die Einschätzung der „linken Seiten“ fehlen, hat sich bei mir der Eindruck einer trefflich gelungenen Symbiose eingestellt.

 

Bernd Hasler, bis 1985 Lehrer und Kunsterzieher, freischaffender Maler: Vom Formalen her gesehen, ist der Bruch ein zunehmend bevorzugtes Arbeitsprinzip – ein SOWOHL ALS AUCH, oft sogar eine Verschwisterung diametraler Bildelemente: Figuration:Abstraktion; Gestisch-Intuitives:Geometrisches

 


 

Kay Ganahl (Hrsg.), Dagmar Weck, Dagmar Schenda

„Blicke auf Literatur und Leben“

Prosatexte, Gedichte, Essays, Autobiografisches

Shaker Media GesmbH

ISBN 978-3-95631-692-0

 

Wenn gute Freunde, liebe Kollegen ein Buch herausbringen, ist man als Rezensent gefordert. Erstens muss man, soll man alle persönlichen Befindlichkeiten hinter sich lassen, anderseits soll man/muss man auch die persönlichen Kenntnisse von einander berücksichtigen.

Und von da an wird es schwierig.

Ich versuche es trotzdem. Dabei will ich nicht in der Reihenfolge der abgedruckten Texte vorgehen, ich werde mich an den einzelnen Autoren abarbeiten und beginne gerne mit meiner lieben verehrten

Dagmar Weck: Sie ist mit vier Texten vertreten. Allen ist gemeinsam, dass die Frauen in diesen Texten ihre Probleme mit den Männern haben, es sind immer wieder dominierende Typen, die letztendlich gar nicht so stark sind und die Frauen dann sehr bald die Verbindungen kappen. Eine Geschichte (Zara und Angus) führt uns in ferne – nein gar nicht so ferne und unbekannte Welten, diese sind uns näher als uns lieb sein kann. Weck nimmt hier eine Zukunft vorweg, vor der uns eigentlich das Fürchten befallen sollte. Immer schon haben die Schriftsteller den Nimbus gehabt, als Propheten, als Verkünder von Unheil zu fungieren. Denken wir nur an die vielen geheimnisvollen – vor allem Frauen – in der Geschichte, die Wahr- oder Vorhersagten. Die Menschen in dieser Geschichte, man fragt sich von Zeile zu Zeile, sind das noch Menschen wie Du und Ich oder sind es schon totale Zombies? Dagmar Weck lässt dies offen, es unserer Beurteilung überlassen. Visionen, die nicht unbedingt erfreulich sind!

 

Dagmar Schenda ist eine jener Doppelbegabungen, die man immer häufiger antrifft. Sie zeichnet, malt und entwirft das Cover für ihre Bücher selbst. Was stellt sie in diesem Band vor? Beginnt sinnvollerweise mit den Problemen jener, die plötzlich sich mit den Errungenschaften eines Bill Gates herumschlagen müssen. Im Klartext, wie es jedem geht, der sich mit Textverarbeitung, Word und anderen Geheimnissen der IT herumschlagen muss. (Fast) jeder hatte diese Erfahrungen selbst machen müssen, es gibt nicht so viele Glückliche wie den Rezensenten, der von Anbeginn mit Mac, mit Apple arbeiten konnte und daher diese Erzählungen eben nur aus der Sicht der Betroffenen kennt. Vielleicht eine Warnung, eine Anregung, an die vielen Software-Entwickler, einmal nachzudenken, was es mit der Forderung von STEVE JOBS und STEVE WOZNIAK auf sich hatte: Jedes Produkt, jedes Programm geht erst dann hinaus, wenn es auch die Oma versteht! Jedenfalls Dagmar hat diese Schwelle überwunden, im nächsten Text „Die Abenteuer von Papa“ schildert sie ihr Leben, vom Mädchen, dem der Papa die Geschichten erzählte bis zu jener jungen Frau, die nun diese Geschichten selbst erfand. Ein einsamer Gymnasiallehrer der ein kostbares Buch gefunden, das ihm wichtiger als alle Lebensfreuden war, junge Schülerinnen vermied er ebenso (war auch für ihn  besser) als Freudenmädchen, nur um das eine Buch ging es ihm. Auch in der Geschichte von Rosalinde, Kurt und Claude geht es vorrangig um Bücher, doch lässt die Autorin dabei ihre geheime Leidenschaft zum Durchbruch kommen. Was heißt geheime Leidenschaft? Wer die Homepage der Autorin anschaut, wird sehr bald über die „geheimen Vorlieben“ von Dagmar Schenda Bescheid wissen! Im abschließenden Text beschäftigt sich die Autorin mit den verschiedenen Bezeichnungen, Wörtern welche die menschliche Fortbewegung in der Literatur, in der Umgangssprache beschreiben.

 

Kay Ganahl ist der Wissenschaftler unter den drei Autoren. Jeder seiner Texte beschäftigt sich mit literarischen Problemen und Fragen: Unser ‚letztes’ Buch, strahlend, selbst sich auflösend, zerfallend, alles fließt, bewegt sich fort, wird unendlich. Natürlich, das Lesen ist für einen Büchermenschen wie Kay existenziell, dann muss er erleben, wie eine attraktive Nachbarin ein Buch ausborgt, noch dazu Kafkas Schloss, nur um vorzugaukeln auch sie habe ein Buch! Reflexionen über das Studium, Gedanken zum Lesen an sich, die Wandlung der Stellung des Schriftstellers in der Gesellschaft und damit ein Blick auf den „Literaturbetrieb“ früher und heute. Ein hochinteressanter Essay erkundet das Schriftsteller-Ich, autobiografische Notizen und viele andere Texte runden das Bild ab, das sich der Leser von Kay Ganahl danach machen kann.

Eine Fülle an Gedanken, Ideen, Einfällen. Man merkt, hier schreibt einer, dem das Herz, die Feder übergeht, den es danach drängt, endlich, endlich all das auszudrücken, was ihm am Herzen lag. Der Rezensent erlaubt sich einen kleinen bescheidenen Einwand: Weniger wäre mehr oder zumindest genug gewesen.

 

Es muss unheimlich schwierig sein, drei so unterschiedliche Autoren zu einem gemeinsamen Buch zu bewegen, was dabei zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss: Der gemeinsame Rote Faden. So ist es eine Ansammlung von total unterschiedlichen Texten, die leider kaum einen Zusammenhang haben. Ich gebe zu, das wäre schwierig gewesen, doch bei einer anderen Auswahl der Texte beispielsweise der beiden Autorinnen, wäre der Literaturwissenschaftler Kay womöglich weitaus stärker zur Geltung gekommen. So wirkt seine Vermischung von Essay, wissenschaftlichem Beitrag und Short Story etwas willkürlich zusammengetragen.

Jedenfalls ein erfreuliches Lebenszeichen aus dem Kreis der Autoren des FDA NRW!

 

Hans Bäck

Kapfenberg (Österreich)

 




05. 11. 2018 - Auszeichnung

Auszeichnung für Dirk-Uwe Becker

Unser langjähriges Vorstands- und Redaktionsmitglied war Ende Oktober 2018 einer der Teilnehmer der 2. Konferenz des polnischen Schriftstellerverbandes (Sektion Großpolen).

Es trafen sich Schriftsteller aus der Ukraine, aus Weißrussland, Frankreich, Griechenland und natürlich aus Polen. Sogar ein vietnamesischer Teilnehmer war dabei.

Dieses Treffen im Dzialynski-Palast in Poznan/Posen stand ganz im Zeichen der Poesie und Aphorismen.

Es gab aber noch einen weiteren Höhepunkt: Danuta Bartosz (Vorsitzende und Organisatorin), überreichte Dirk-Uwe Becker den Aphoristiker-Pass!

Becker ist erst der vierte und bisher einzige deutsche bzw. deutschsprachige Autor, dem diese besondere Ehre zuteil wurde.

           

 

Die beiden letzten Tage in Polen waren von Lesungen und Vorträgen der Autoren in Schulen und der Universität Poznan geprägt. Weiters in Schulen und auf dem Hauptmarkt von Pila (auf dem die Texte ausgedruckt in Geschäften und von der Großhallendecke herab, sowie in den Schulen aushingen) und als Abschluss das Projekt „Lesen gehen“ mit deutschen Gedichtvorträgen polnischer Schüler in der neuen philologischen Universität Poznan.

Den anregenden Diskussionen folgte das Versprechen auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!




20. 08. 2018 - Die Dankesrede

Anlässlich seines 85. Geburtstages blickte Matthias Mander in der Wiener Rupertikirche zurück auf sein bisheriges Leben

 

2. 8. 2018

Kurzbericht über die lange Flussreise auf dem Zeitstrom

Auf dem rechten Ufer entfaltet sich dein Aussenleben, auf dem linken entsteht allmählich das Innenleben. Stündlich fällt dein Blick über die eiligen Wellen auf die beiden Begleitufer. Im Vorüberziehen ändern sich Lichtwinkel und Schattenlinien, Hitze oder Frost, Stille oder Lärm, Förderndes oder Hemmendes, blitzartig schlagen Ereignisse ein, aber auch der Anschein von Langsamkeit bleibt verlässlich. Vorbeidrehende Gegebenheiten sind stets neu einzuwerten. Nicht nur die Erscheinungsflucht wird ständig neu, auch deine Augen, deine Maßstäbe, deine Diskontierungszeiten sind im sprichwörtlichen Fluss. Woran vom äußeren Zeitflussufer erinnerst du dich?

Die Zweizimmer-Küche-Wohnung im ersten Stock der Grazer Josef-Huber-Gasse mit dem praktischen Lebensmittelgeschäft im Parterre, in das du Däumling oft geschickt wurdest und einmal statt mit Butter mit zwei frischen Kipferln zurückhinauf kamst? Oder das nächtlich bedrohliche Radiogebrüll einer tödlichen Stimme, nur von zackigen Marschhymnen unterbrochen? Die davor verstummten Eltern in der Küche draußen glaubten, du schläfst. Später Vati und Mutti abwesend, Unruhe und Spannung, Nachbarinnen versorgten dich linkisch. Dann brachte Vati dich zu seiner Schwester nach Lebring bei Leibnitz, ein Bauerndorf in hügeliger Murlandschaft. Viele gutmütige Nachbarn, stets ansprechbar wie Familienmitglieder. Und das dortige Stromkraftwerk an der Mur, in dessen Mechanik dich ein freundlicher Maschinenwärter mehr als gründlich einwies  – das Gebäude an der Schleuse nach dem edlen Backsteinrot plötzlich dunkelgrün gestrichen, Ziel mehrerer Tieffliegerangriffe… Nach dem Überleben in der Hauptkampflinie an der Mur – die Sprengung der Murbrücke beschädigte die Uferkeusche der Tante schwer. Nach der Heimkehr des abgezehrten Vaters noch ein paar prägende Grazer Schuljahre an der dortigen HAK mit bemühten Lehrern in armseligen Uniformresten … Hunger-, Kälte- und Notzeiten.

Es folgen am rechten Lebensflussufer bizarre Industrielandschaften, provisorisch überdeckte Hallenruinen, schwere 58-Stunden-Arbeitswochen, Wiederaufbau-Improvisationen, Material- und Energiemangel, jahrelange Rechtsunsicherheit. Die Aussenlebenkulisse wechselt nach Wien - Notwerkstätten an der Engerthstraße, technische Bravourleistungen an großen Werkstücken, die nur aus der Montagehalle transportierbar waren, indem der Hallenboden unter dem Außentor abgegraben wurde. Staatsvertrag. Du warst am 15.5.1955 mittags im Belevederepark und abends vor dem Schloss Schönbrunn zum feierlichen Empfang für die Signatarmächte. – Einsatz zur Übernahme der beiden Waagner-Biro-Fabriken in Stadlau – Maschinenbau und Gießerei. Der alte Oberbuchhalter dort weinte vor Angst, dass er nun wegen der jahrelangen Bilanzbeschönigung, die er auf Befehl des russischen Militärdirektors vorgenommen hatte, durch die neue österreichische Verwaltung bestraft werde. Du konntest ihn beruhigen… Die dortigen Löhne wurden nach deinem Antrag über Nacht auf Anordnung des Bundeskanzlers Raab verdreifacht und dem westösterreichischen Niveau angepasst. – Es folgen Jahrzehnte sich beschleunigenden und vollendenden Wiederaufbaus: Kraftwerke, Brücken, Verkehrsbauten, Kulturstätten: Burg, Oper und erstmals grosse Exporterfolge. - Schließlich für die eigene Familie das Häuschen in Gerasdorf und für die Firma der neue Hochhauskomplex in Stadlau für Konstruktionssäle und Verwaltung. Dieses Aussenleben mit vielen imponierenden Kolleginnen und Kollegen erfüllt kräftig das rechte Ufer deines Zeitflusses. Und in Gerasdorf, dem bleibenden Wohnort zwischen Großstadt und Weinviertel, entstand unter dem tüchtigen Bürgermeister ein Kulturzentrum – Stätte vieler persönlicher Begegnungen. Dazu viele nicht remunerierte Gemeinschaftsdienste.

 

Das linksseitige Zeitflussufer bietet nicht die hochragenden Fabriksbauten und Werksgelände, die dramatischen Wochenfluchten harter Arbeitseinsätze, nicht die komplizierten Kalkulationszumutungen und Konflikte, nein, linksseitig strömt der Zeitfluss die hochherzigen Jugendjahre den Vorgaben frommer familiärer Vorbilder entlang. Der Landpfarrer Onkel Franzl, seine den Haushalt führende Schwester, zugleich deine Ziehmutter, der fleißige österreichtreue und kirchentreue Vater, die Erklärungen zum Tod der Mutter, das eifrige Lesen in Onkel Franzls nachgelassenen Büchern; später die eindrucksvollen Fabriksvorgesetzten und Einsatzvorbilder im Wiederaufbauheldenzeitalter der Wiener Großbewährung. Das Innenleben des linken Lebensflussufers gewann Farbe durch viele hierüber selbst verfasste Erzählungen für das Radio Graz, selbst gelesen unter der Leitung von Dr. Alfred Holzinger. Schließlich zwei Romantrilogien – die Erz-Blech-Chemie Trilogie bei Styria und die Garanastrilogie bei Czernin. Die höchstkompetente Freundschaftlichkeit der Theaterleitung Gerald Szyszkowitz` und Michaela Ehrensteins sowie aller Mitwirkenden der Freien Bühne Wieden, die von dir vier Dramen erfolgreich aufgeführt hat, schenkte packende Kunsteinblicke.

Das linke Ufer ist eine Abfolge der Versuche mit deinen geringen Möglichkeiten den geschenkten Einsichten Form zu geben. Die Mühe ist verbrieft, ein Erfolg kaum herzuleiten. Dennoch ist aus den linken Flussbegleitfeldern ein inneres Erntefeld geworden.

 

Das Aussenlebenufer hat an Wichtigkeit abgenommen, das Innenlebenufer begleitet mit zunehmender Sichtschärfe die Flussreise. Dank für so viel familiäre Liebe und kollegiale Hilfe, für die Sicherung durch den österreichischen Sozial-, Rechts- und Kulturstaat; Franz Schuberts Lied aus 1817 „An die Musik“ mit seinem „Dank an die Kunst“ fällt dir ein. – Dank an Wohltäter aus 85 Jahren, seit das Floß im Zeitstrom fährt. Es trägt viele Geschenke lebender und gestorbener Mitmenschen. In der Innenwelt wirken alle weiter, verweisen aufeinander, unterweisen dich.

 

Am linken Flussufer steht heute quasi eine Kathedrale voll Bildern, Denkmälern, Schlüsselszenen, Stimmen, vielen lieben Gesichtern. Alle diese Bestärkungen helfen, das Leid, das unsere Erde überzieht, ohne geistige Verstümmelung zu ertragen. Ungeheure Bildungs-, Ordnungs-  und Moraldefizite erdrosseln die Weltgemeinschaft. Keinen Augenblick können wir uns vom tätigen Mitleid abwenden.

Die Innenwelt birgt Letztgültiges. Über die Grenze des Sagbaren hinaus. Auch wenn es an Gesprächspartnern zuweilen mangelt. Das ist die gehorsam hinzunehmende Regel dieser großen Flussreise. Doch Tragfähiges erweist sich über den Fluten: Vor vielen Jahren fiel wie nebenbei im Gespräch mit dem lieben Franziskanerpater Willibald sein Wort „Im Dienst Gottes zu Staub werden“ – mehr Wahrheit gibt es nicht.

Und noch eine letzte Regel bestimmt die Fahrt auf dem Zeitstrom zwischen Aussen- und Innenwelt: Das Floß ist schneller als der Fluss! Physikalisches Gesetz!

Das gibt für immer zu denken. Dein Floß übergleitet deinen Fluss aus der Zeit hinaus. Es befreit sich und dich vom Zeitlichen.




29. 07. 2018 - Geburtstag

Mathias MANDER feiert am 2. August 2018 seinen 85. Geburtstag!  

Eine Hommage von Hans Bäck an den großen Romancier, Dramatiker, Denker und Impulsgeber - der sich der "Europa-Literaturkreis Kapfenberg" als Verein vorbehaltlos anschließt.

 

Die Bedeutung eines Autors an seinen Zeilen zu messen, das ist ein sinnloses Unterfangen, Mander hat neben seiner beruflichen Tätigkeit im Management eines Weltkonzerns, neben seiner Lehrtätigkeit an Universitäten solche Bücher geschrieben, die Neuland waren. Wann kann man das im 20. und 21. Jahrhundert über einen Roman, über eine Reihe von Romanen schon sagen: Damit wurde Neuland beschritten?

Mit seinem Werk hat es Mathias Mander möglich gemacht, dass die Welt der Betriebs- und Volkswirtschaft in die Literatur Eingang gefunden hat!

Seit Mander ist es möglich, in der Belletristik von Cashflow, Kapitalzinsrechnungen, Deckungsbeiträgen zu schreiben! Und eine vollkommen neue Welt hat sich für Literaten aufgetan. Vereinzelt gibt es bereits Autoren, die auf seinen Spuren zu wandeln versuchen, wohl wissend, diese Schuhe sind „noch viel zu groß“ Aber die Wirtschaft ist nun nicht auf die Krimis eingeschränkt, sondern hat endlich in der Welt der Romane, des Theaters usw. Fuß gefasst.

Und was gibt es da nicht alles noch aufzuarbeiten! Mander hat die Vorarbeiten geleistet, nun gilt es zu folgen, weiterzumachen.

Das ist eine so großartige Leistung gewesen, wer erinnert sich an die Sensation als wir alle mit Begeisterung den „Kasuar“ lasen, mit umso größerem Erstaunen das „Tuch der Geiger“ in dem wir wieder einen ganz anderen Mander kennenlernten.

Als – vorläufige – Krönung seines Lebenswerkes die „Garanas-Trilogie“!

Mander hat es sich zur Aufgabe gemacht, jene Machenschaften aufzuzeigen, die Menschen ins Unglück stürzten, die Leben zerstörten, Konzerne vernichteten. Und das alles ohne Bitterkeit, aber mit unglaublicher Sympathie für die Betroffenen und in höchster literarischer Qualität.

Seit vielen Jahren ist Mathias MANDER ein treuer Freund des Europa-Literarturkreises Kapfenberg, neben seinen vielen Verpflichtungen findet er immer wieder Zeit, den Kollegen im Literaturkreis mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen, uneigennützig neue Texte zu lesen, sie zu beurteilen, mit Anregungen zu versehen.

Das alles, neben seinen Mitgliedschaften im PEN, in den unterschiedlichsten Literarturvereinigungen (OESV-AWA, PODIUM), seiner Tätigkeit als Autor, als unermüdlicher, kritischer aber verständnisvoller Rezensent, als Vortragender, der es meisterhaft versteht, sein profundes Wirtschaftswissen mit einer messerscharfen literarischen Genauigkeit zu verbinden. Ob Mander in der Industriellenvereinigung über Peter F. Drucker spricht oder über Rilke, es ist immer ein Erlebnis, mit ihm beisammen sein zu können.

Wir wünschen uns und der Öffentlichkeit noch viele derartige Stunden und freuen uns ganz besonders über seine treue Freundschaft zu den literarischen Kollegen in der Steiermark!

Verehrter Herr Professor Mandl, lieber Kollege Mathias Mander!

Danke dass es Dich gibt, die besten Wünsche für Deinen Geburtstag am 2. August und wir hoffen auf schöne Stunden mit Dir!

Gottes Segen – ich weiß, das ist bei Dir keine Floskel – sei bei Dir, Deiner Familie und sei weiterhin ein Segensbringer!

In aufrichtiger Verehrung und tiefer Dankbarkeit

Dein Hans Bäck aus Kapfenberg

© Gert Kostial

Eine kleine, unvollständige Auswahl jener Bücher von Mathias Mander die noch in meinem Bücherschrank zu finden sind. Etliche sind inzwischen längst in anderen Bücherstellagen gelandet, diese finden den Weg zu mir nicht mehr zurück, es macht nix, es freuen sich andere Menschen genauso über die Werke des großen Romanciers, Dramatikers, Denkers, Impulsgebers Mathias MANDER.




08. 07. 2018 - Tage der Deutschsprachigen Literatur - Hans Bäck

Verspätungen – nicht nur bei den Ferienflügen!

Es hat gedauert, ich gebe zu, aber niemand hat sich beschwert, dass meine „Raunzereien“ schon länger nicht aktualisiert wurden.

Aber da war einiges, das vordringlich war, keinen Aufschub duldete usw. Ausreden gibt es immer und an die ca. 3521 davon sind durchaus plausibel.

Also: Ich wollte absitzen lassen und über die heurigen Tage der Deutschsprachigen Literatur – kurz und bekannt als Bachmannpreis Lesungen nachdenken und nachschreiben.

Gut denn. Sie haben wieder stattgefunden. Die Tage der Deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.

Was sich Jahr für Jahr wiederholt und in den Beilagentexten der/des Veranstalters immer wieder aufscheint, ist die endlose Klage über die hinterwäldlerische, extrem rechtslastige Situation in Kärnten. Stimmt schon, ist auch so, aber es wird langweilig, jedes Jahr aufs Neue die Klagelieder der ansässigen, zugewanderten und vor allem der zugereisten Dichter, Schreiber, Autoren, Journalisten usw. zu lesen. Lasst euch einmal was anderes einfallen! Die Argumente sind schon längst abgedroschen und Kärnten ist noch immer Kärnten! Leider, aber so ist es.

Weiter, weil ich schon von langweilig schreibe:

Es war heuer langweilig, die jeweiligen Texte zu verfolgen.

Kein Pfeffer, keine Aufreger, keine herausragenden Texte, wo man als Leser und/oder Zuhörer bei den 3SAT Übertragungen aufspringt und „Hurra“ oder „Super“ oder sonst eine Begeisterungsäußerung von sich gibt. Also wirklich, so langweilig war es schon lange nicht mehr, wenn nicht gar: so arg war es noch nie. Ein Pornotext einer Zahnärztin – nein, auch kein Aufreger. Langweilig, allein schon durch die ständigen Wiederholungen des Geschehens, der eingesetzten Körperteile. Nein, ein schwacher Porno und von Literatur keine Spur. Es muss was dran sein, wenn so ein Text von einem Juror/einer Jurorin ausgewählt und die Autorin eingeladen wird. Will man bzw. frau damit unter Beweis stellen, dass man besonders progressiv sei? Auch dieser Versuch ist misslungen, liebe Nora Gomringer und wenn die Fr. Dr. med. Corinna T. Sievers zu Hause geblieben wäre – es wäre sicher keine Lücke im Programm gewesen. Doch das gilt für eine Reihe anderer auch, also, lassen wir die Dame in Ruhe. Sie hat eh nix g’rissen wie man auf gut wienerisch sagen müsste.

Autoren, Texte und die Juroren – schade um manche Sendezeit und auch schade um das doch ansehnliche Preisgeld von insgesamt mehr als € 60 000!

Man sollte wirklich einmal den Mut haben und seitens der Jury oder der Veranstalter sagen „Sorry, diesmal gibt es keinen Bachmannpreis, die anderen Preise werden wie immer vergeben, nur 25 000,- Euro ist keiner der Texte wert.“

Sicher die Jury wird das nicht sagen, denn die Juroren haben ja die Autoren eingeladen/vorgeschlagen, aber das zeigt doch auch, wie wenig Interesse an wirklich guter Literatur, an spannenden neuen Texten bei den Juroren besteht. “Man“ bleibt halt gerne bei dem was man kennt und erspart sich die Mühe des Auswählens.

Schade, aber der Bachmannpreis hat schon einige solcher Perioden überstanden und lebt trotzdem weiter.

2019 wird es die 42. Tage der deutschsprachigen Literatur geben. Ich hoffe auf spannende neue Texte und vielleicht eine ordentliche und umfangreiche Erneuerung der Jury – im Sinne der Literatur wäre das nur gut und notwendig!

Was würde ich von einer Jury in Klagenfurt erwarten?

Kein mühevolles Zusammenfassen der Handlung eines Textes, kein gewaltsames Erläutern was der Autor/die Autorin gemeint haben könnte.

Nach jeder Lesung sollte der vorschlagende Juror zuerst einmal begründen, wie er/sie zu diesem Text kam, warum gerade der ausgewählt wurde, was nach der Meinung des Jurors den Ausschlag gab, diesen Autor einzuladen.

Danach kann und soll die Jury diskutieren, über dien Argumente des Jurykollegen und dann in weiterer Folge über den Text. Da könnte ich mir vorstellen, dass es wieder spannend und gegensätzlich wird.

Einen Versuch wäre das wert!

 

Eine weitere Ursache meiner Verspätung war ganz einfach: Literatur.

Ich habe

  1. an einem Workshop des Literaturkollegiums Brandenburg teilgenommen. Wunderschön, weit im Osten, in der Nähe von Frankfurt/Oder einsam aber anregend zum Arbeiten. Und ja es ging was weiter, so dass ich
  2. endlich mein Manuskript fertigstellen konnte. Es hat mich schon lange „gezwickt“ und geplagt, aber nun ist es soweit fertig, dass ich meine bewährten Testleserinnen und Testleser damit beschäftigen kann. Ich bin schon neugierig auf die Rückmeldungen, denn dann geht es an das Finish! Und das wird auch nochmals spannend.
  3. Gab es noch eine „Postarbeit“. Meine liebe geschätzte Co-Autorin und Kabarettpartnerin Andrea Lammer hat ihre Drohung wahr gemacht und zu unserer Broschüre „Miteinander, nebeneinander, durcheinander“ eine Fortsetzung begonnen und fertig gestellt. Was blieb mir übrig, als mich hinzusetzen und meinen Senf dazuzugeben. Denn sonst würde ja was fehlen – oder? Ich kann alle Freunde nur vorwarnen: „Frau agiert, Mann reagiert“ ist im Anrollen. Buch und Programm folgen im Herbst. Wir werden rechtzeitig darauf hinweisen. Die Texte haben wieder Pfeffer und Salz, wie man so schön sagt!

Das waren einige meiner insgesamt 3521 Gründe, warum es zu keiner Nachlese, keinen Raunzereien und Ähnlichem gekommen ist.

Danke dafür, wenn Ihr das nun lest, danke an Reinhard Mermi, der dies wie immer in seinen Blog aufnimmt und auch an Sepp Grassmugg, der dies auch in der HP des Europa-Literaturkreises veröffentlicht.

Eine weitere Äußerung von mir folgt noch, doch die hat ein ganz anderes Thema und befasst sich mit weitaus Wichtigerem. In Kürze dazu mehr!

Für heute danke ich allen Lesern und wünsche einen schönen Sommer, voll mit guten Büchern, denn wenn nicht im Sommer, wann soll man sonst lesen?

Hans Bäck





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